Schon mit seinem Solo bei „I‘m Going Home“ und einer ellenlangen Tour de force durch die größten Hits des Rock & Roll auf dem Woodstock Festival ist er als einer der prägenden Bluesgitarristen Großbritanniens in die Geschichte eingegangen. Nach einer eigentlich harmlosen Operation ist Alvin Lee am 6. März 2013 im Alter von 68 Jahren gestorben.

In den späten 60er Jahren änderte sich der Sound des britischen Blues. Klar, schon immer waren es Gitarristen wie Eric Clapton, Peter Green oder andere gewesen, die in der Öffentlichkeit als Helden gefeiert wurden. Doch spätestens mit Bands wie Cream oder dem Einstieg von Jimmy Page bei den Yardbirds ging es mehr um Rock als um Blues, stand mehr die reine instrumentale Meisterschaft des Einzelnen als die korrekte Erbepflege im Mittelpunkt. In diese Geschichte fällt auch die von Ten Years After, die zwischen 1968 und 1973 nicht weniger als acht Alben in den den Charts platzieren konnten.

Die Band, 1962 von Alvin Lee und Leo Lyons als Jaybirds gegründet, kam 1966 in die Londoner Szene. Zuvor hatten sie im auch schon für eine Weile im Hamburger Starclub gespielt. Jetzt wurden sie Hausband im Marquee Club und hatten bald schon einen Plattenvertrag bei Deram. Bis 1973 folgte ein Album dem nächsten, eine Tour der anderen nicht nur in Europa sondern auch in den Vereinigten Staaten. Dann war Schluss. Alvin Lee, dem die Pläne von Columbia, aus Ten Years After eine Popband zu machen, nicht passten, machte unter eigenem Namen weiterhin Rock mit jeder Menge Blues aber auch Country. So entstanden Alben wie „On the Road To Freedom“ (wo er unter anderem von Steve Winwood, George Harrsion und Ronnie Wood begleitet wurde). Dann spielte er bei den „London Sessions“ von Jerry Lee Lewis ebenso mit wie Rory Gallagher und Peter Frampton. Seine Bandnamen wechselten von Alvin Lee & Company zu Ten Years Later.

In den 80ern – noch immer war er konstant auf Tour – holte er sich auch noch den Ex-Stone Mick Taylor in seine Band. Die Zeit der großen Hits und der riesigen Festivals war für ihn allerdings vorbei. Daran änderten auch seine Soloalben nichts. Als letztes war im September 2012 „Still on the Road to Freedom“ herausgekommen. Die 13 Songs boten noch einmal Querschnitt durch die Rockmusik seit den 60ern aus der Sicht des älter gewordenen Musikers, getragen werden sie von der noch immer in irrsinnigen Tempi dahinjagenden Gitarre Lee‘s, die schon in Woodstock die Menschen zu Begeisterungsstürmen hingerissen hatte. Aber wo in Woodstock die schiere Grüße des Festivals für Ten Years After Zwischentöne eigentlich unmöglich machten, ist hier eine Entspanntheit und Zurückhaltung genau da zu spüren, wo es notwendig ist. Und es braucht nicht die große Showtapete, wenn hier ein Musiker aus seinem Leben jenseits der großen Bühnen singt. „Still on the Road To Freedom“ ist ein Album, dass eigentlich nicht nur den treuen Fans sondern eigentlich auch jüngeren Musikern ans Herz gelegt ewrden sollte: It‘s only Rock n Roll – but really good.