Als Schlagzeuger spielte Albert Bashor für Bands wie die Groove Injectors oder für Root Boy Slim and the Sex Change Band. Seine Lieder wurden unter anderem von Bluesern wie Lonnie Brooks auf Platte aufgenommen. Und eigentlich wollte Earwig ein Album mit seinem akustischen Bluesduo 32-20 herausbringen. Das Duo zerbrach sehr schnell wieder. Doch wenn jetzt Bashor’s Solo-Debüt „Cotton Field of Dreams“ herauskommt, dann ist das eine echte Entdeckung für Bluesfans ebenso wie für Freunde intelligenten Songwritings jenseits von Stilschranken.
Wohin verschwinden all die Träume, die man hatte, die einem halfen die Tage zu überstehen? Sind sie noch irgendwo versammelt? Prägen Träume einen Ort? Diese Frage steht im Zentrum des Titelsongs von „Cotton Field Of Dreams“. Die Träume der hart arbeitenden Sklaven und später der armen Landarbeiter auf den Baumwollfeldern, sie führten zum Blues. Doch die Vorstellung – ähnlich wie in Kevin Costners Baseballfilm „Feld der Träume – diese Träume wären heute noch dort versammelt, wo Maschinen inzwischen die Arbeit übernommen haben, hat ihren poetischen Reiz. Dazu klagt die Gitarre, während der Songwriter versucht, diese Träume nachzuerzählen.
Wie auch das NAchspüren des geschichtlichen Widerhalls an heutigen Orten bei Bashor zu den spannendsten Liedern führt. Etwa bei „Jukin Down on Johnson Street“, wo [[David Honeyboy Edwards]] erstmals [[Robert Johnson]] begegnete, der ihn dann für eine Weile unter seine Fittiche nahm. Mit Edwards hat Bashor später zusammengespielt und ist so ein Glied in der Kette der Bluesgeschichte geworden. Auch wenn der Blues für ihn nicht unbedingt nur im Deltabeat stattfinden muss, der „Red Rooster“ ist nicht mehr lazy sondern rockt vor sich hin. Und nein, die Story über den Grillschuppen, wo man angeblich Rippchen von Pudeln serviert haben soll, ist zwar umwerfend komisch, aber beruht auf echten Gerüchten, die in seiner Heimatstadt seit Jahrzehnten kursierten. Immer wieder auf „Cotton Field of Dreams“ kommt dieser hintersinnige Humor von Bashor zum Ausbruch und macht einem die Lieder noch sympathischer. Wenn man sich denn auf die ruhige und lyrische Erzählweise einlassen mag. Denn oft wird dabei das klassische Bluesschema meilenweit verlassen, bewegt sich das Album irgendwo zwischen Americanaballaden und dem Folkrock-Sound der frühen 70er Jahre. Bis dann wieder der Blues doch noch um die Ecke gebogen kommt.
Beigleitet wird der Songwriter auf dem Album unter anderem von Keyboarder Bill Payne von Leattle Feat und Bluesrocker Pat Travers und die Chicagoer Sängerin Shay Jones („So Blue“). Und natürlich von seinen Freunden aus Florida Gitarrist Forest Rodgers and Bassist Larry Jacoby.
„Cotton Field of Dreams“ ist eines der Bluesalben, die es auf dem Markt schwer haben könnten durch seine zurückhaltende Art. Doch verdient haben oft gerade die ruhigen Erzähler eine möglichst große Aufmerksamkeit, nicht die lauten. Wer sich die Zeit zum Hören nimmt, wird einige wunderschön verträumte Stunden finden zwischen den Baumwollfeldern in Mississippi, den Bluesclubs von Chicago und den Weiten der eigenen Erinnerungen.