Das hat ganz schön lange gedauert: Achim Reichel ist zum deutschsprachigen Rock zurückgekehrt, nachdem er in den letzten Jahren neben Jubiläumsalben vor allem auf die Neubearbeitung von Volksliedgut gesetzt hatte. Auf Raureif finden sich sogar wieder Texte von Kiev Stingl und Jörg Fauser, mit denen er in den frühen 80ern seine besten Alben jenseits von Kuddeldaddeldu veröffentlicht hatte.
Ist das letzte Album mit eigenen Songs von Achim Reichel wirklich schon 15 Jahre her? Ich kann das schlecht abschätzen, denn eigentlich wurde Reichel für mich nach diversen halbgaren Texten mit seinen Volkslied-Versionen wirklich wirklich interessant. Alben wie „Blues In Blond“ hatte er davor schon lange nicht mehr hinbekommen. Doch jetzt also zum 70. Geburtstag „Raureif“: Es rockt, manchmal kommt auch der Folk wieder hervor, es gibt Ausflüge in den Reggae und nach Lateinamerika. Und vor allem sind hier wieder die lakonischen, witzigen oder tieftraurigen Alltagsgeschichten, für die ich ihn schon immer liebe. Ob es um rote Ampeln mitten in der Nacht, um die große Liebe oder den Fußball geht. Reichels Songs bringen ohne zu viel Theatralik oder Nonsens den Alltag zum Klingen.
Eine solche Überraschung lasse ich mir gerne gefallen. „Raureif“ ist eine riesige Empfehlung an alle wert, die gerne auch Rockmusik mit guten deutschen Texten hören.