Züssow – Der Greifswalder Bischof Hans-Jürgen Abromeit hat sich gegen die von der FDP geforderte Einführung eines Bürgergeldes ausgesprochen. Dieses ersetze das von der Bibel begründete „Recht auf Arbeit“ durch ein „Recht auf Einkommen“, sagte er in seinem Bericht an die Synode der pommerschen Kirche in Züssow.

 

Wenn der Mensch zur Untätigkeit verurteilt werde, verliere er seine Bestimmung zum bebauen und bewahren der Erde. Die Menschen bräuchten Arbeit, um die Erfahrung zu machen, gebraucht zu werden. Vor allem Dauerarbeitslosigkeit sei daher nicht nur ein volkswirtschaftliches Phänomen sondern Ursache für eine tiefe Sinnkrise.

Mecklenburg-Vorpommern, und besonders Vorpommern entwickelten sich immer mehr zu einem Billiglohnland, sagte Abromeit. Immer selbstverständlicher verlangten Arbeitgeber, dass die Arbeitnehmer sich Auffüllbeträge vom Amt holten. Hier könne eine Debatte über Mindeslöhne heilsam sein. 2008 habe das Haushaltseinkommen im Land 17 Prozent unter dem bundesdeutschen Durchschnitt und noch drei Prozent unter dem Ostdeutschlands gelegen. 24,3 Prozent der Menschen lebten unterhalb der Armutsschwelle, in Vorpommern allen gar 27 Prozent. Besonders die finanzielle Situation von Kindern sei erschreckend. Im Bereich der pommerschen Kirche seien 17900 Kinder unter 15 Jahren auf Sozialhilfe angewiesen. Die fehlenden Arbeitsplätze und die daraus folgende Abwanderung führten hier zu einem „Teufelskreis der Verarmung“.

Vor allem die Stellungnahme zu Mindestlöhnen und gegen das Bürgergeld wurde kritisch aufgenommen. Mit der Bewertung von Parteiprogrammen habe er die Befugnisse seines Bischofsamtes deutlich überschritten, sagten Abgeordnete am Rande der Tagung. Als sozialpolitische Stellungnahme der Kirche hätte eine ausführlichere theologische Begründung eines „Rechts auf Arbeit“ vollkommen ausgereicht.

Die Synode hatte sich zuvor den Tagesordnungspunkt über die Segnung homosexueller Paare und die Ordination homosexueller Pfarrer gestrichen. Bislang war noch kein kompromissfähiger Beschlussentwurf zu diesem Thema erarbeitet worden, obwohl er schon 2007 hatte vorgelegt werden sollen.