In unserer Bildungsveranstaltungsreihe „DEFA-Filme zwischen Staatsauftrag und Kunst“ zeigen wir am 4. Februar um 19.30 Uhr in der WIRKSTATT (Greifswald, Gützkower Straße 83) die Verfilmung des Romans „Das Beil von Wandsbek“ (DEFA 1951) von Arnold Zweig. In der Hauptrolle ist Erwin Geschonneck zu erleben. Die Regie lag in den Händen von Falk Harnack.
Inhalt:
Man schreibt das Jahr 1934. Hamburg erwartet den Besuch des Führers. Doch auf Hamburg liegt ein Makel: Vier zum Tode verurteilte Kommunisten sind immer noch nicht hingerichtet, da es an einem Henker fehlt. Zufällig stößt man auf den Schlächtermeister Teetjen (Erwin Geschonneck), dessen Geschäfte schlecht laufen. Für eine beträchtliche Summe lässt sich Teetjen überreden, die Scharfrichterrolle zu übernehmen, wenn die Tat geheim bleibt. Doch seine Henkersarbeit spricht sich herum.
Zum Film:
Das von Wolfgang Staudte vorbereitete Projekt übernahm Falk Harnack, damals Leitungsmitglied der DEFA. Wie sein von den Nazis hingerichteter Bruder Arvid war Falk Harnack im Widerstand tätig gewesen. Die Adaption des Romans über einen Nazi-Henker war Harnacks Regiedebüt im Film und blieb sein einziger DEFA-Streifen. „Das Beil von Wandsbek“ lief nur einen Monat in den DDR-Kinos (und erreichte in dieser Zeit immerhin 800 000 Zuschauer), wurde aber politisch scharf kritisiert. Trotzdem Harnack den Szenen mit den inhaftierten Opfern besonderes Gewicht gab, wurde seitens sowjetischer Funktionäre geltend gemacht, dass der Film eine „schädliche Wirkung auf die Menschen in der DDR habe, da er nicht Hass gegen den Faschismus, sondern Mitleid mit den Mördern erzeugt.“ Noch ein Jahr nach dem Verbot des Films wurde gegen ihn gewettert, weil er „nicht die Kämpfer der deutschen Arbeiterklasse zu den Haupthelden macht, sondern ihren Henker.“ Fortan gab es in der DEFA für viele Jahre keinen antifaschistischen Stoff mehr, ohne dass darin nicht wenigstens ein Kommunist als konsequentester Träger des Widerstandes auftrat.
Erst zu Arnold Zweigs 75. Geburtstag kam 1962 eine um zwanzig Minuten gekürzte Fassung des Films in die Kinos. Zu einem weiteren 75. Geburtstag knapp zwanzig Jahre später wurde dann der vollständige Film erstmals wieder in einer Sonderaufführung gezeigt – auf ausdrücklichen Wunsch des Jubilars und Hauptdarstellers Erwin Geschonneck.
(Quelle: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag)