Ihr Debüt „The Devil and the Deep Blue Sea“ knallte 2012 in unsere Gehörgänge – kompromisslos, rauh und deftifg. Auf „Black Water“ (2013) hatten sich 3 Dayz Whizkey um einen Sänger erweitert und ihre Musik mehr in Richtung Classic Rock verfeinert. Voller Rockhymnen kommt Ende des Jahres das dritte Album „Steam“ der Regensburger Band beim Label Timezone heraus. Grund genug, den Musikern um Songwriter/Gitarrist Tilo George Copperfield ein paar Fragen zu stellen.
Raimund Nitzsche Im Gespräch mit Tilo George Copperfield.
„Steam“ soll die Scheibe heißen, die Mitte Dezember beim Osnabrücker Label Timezone erscheinen soll. Im Unterschied zu den Vorgängern hat sich die Band dazu entschieden, die Lieder komplett live im Studio einzuspielen und nur ein paar wenige Overdubs hinzu zu fügen. Das ist schon mal eine gute Entscheidung. Denn nur was auch live funktioniert, kommt auf die Platte. Der Dampf allerdings, den der Albumtitel suggeriert, der kommt für meine Ohren eher gebändigt daher und nicht mit der Gewalt einer durchgehenden Schnellzuglokomotive.
Gleich 17 Songs enthält die Playliste, die mir 3 Dayz Whizkey vorab zum Anhören gegeben haben. Und eines wird hier von Anfang an deutlich: so wie schon auf „Black Water“ ist der Sound auch jetzt wieder orientiert an den Rock-Sounds der frühen 70er Jahre: Prägnante Riffs, schneidende Gitarrensolos und treibende Rhythmen, Anklänge an Bands wie CCR oder Free werden ab und zu ein wenig mit Country versetzt. Höhepunkte sind für mich der schöne Country-Rocker „Another Day Goes By“, der a capella gesungene Worksong „Bloody River“ und der schöne Riff-Rocker „Dominion of Rats“.
WP: Als ich 2012 Euer Debüt in den Player bekam, hat mich das ziemlich weggeblasen: Lange hatte ich in Deutschland keinen so kompromisslos harten Bluesrock mehr zu hören bekommen. Inzwischen seid ihr drei Jahre ständig auf Tour und seid für mich inzwischen eine coole Rockband. Aber wo ist der Blues abgeblieben? Ich hab ihn eigentlich nur noch bei dem Worksong „Bloody River“ gehört.
TC: Da wären wzr wieder bei der durchaus komplizierten Frage, wie man „Blues“ eigentlich definiert. Wir sind keine reine Bluesband, sondern eine sehr bluesgetriebene Rockband, würde ich sagen. Ich denke mal, das ist bei uns wie bei den Stones, Aerosmith, Led Zeppelin, Deep Purple oder Black Sabbath. Diese Bands haben alle als reine Bluesrockbands begonnen und haben im Laufe ihrer Entwicklung viele Einflüsse zugelassen. Bei uns ist das sehr stark „Southern Rock“ und ich würde mal sagen „Americana“. Aber im großen und Ganzen hören wir uns nach 3 Dayz Whizkey an, und das ist gut so.
WP: Wie habt Ihr Euch als Band eigentlich gefunden? Wie kommt man im schönen Bayern dazu, Blues- oder Classic-Rock zu spielen?
TC: Tony. Chris und ich spielen schon lange Jahre in verschiedenen Formationen zusammen. Diese Art der Musik wollten wir eigentlich schon immer machen. Als wir dann auf Brad und Myles getroffen sind, hat sich alles ganz natürlich zusammengefügt. Wir haben alle eine ziemlich gute Vorstellung davon, was gute Musik ist und welche Musik wir gemeinsam machen wollen. Außerdem ist das schöne Bayern – sozusagen als die „Südstaaten“ von Deutschland – ein sehr inspirierendes Pflaster. Wir kommen ja alle eher aus einfachen Verhältnissen und die Musik passt zu uns, auch als Typen.
WP: Darf man heutzutage eigentlich noch nach musikalischen Vorbildern oder Helden fragen? Und was war das erste Bluesalbum, dass Du gehört hast?
TC: Du darfst mich doch alles fragen 🙂 Musikalisch stehen wir als Band einfach auf gut gemachte blues-beeinflusste Musik. Da geht das Spektrum von Hound Dog Taylor bis Black Sabbath. Ich habe eine ziemlich große Plattensammlung und würde meinen Musikgeschmack als breitgefächert einstufen. Das erste Bluesalbum, das mir in die Hände gefallen ist, war „Still got the Blues“ von Gary Moore. Irgendwann danach bin ich dann zufällig auf „Texas Flood“ von Stevie Ray Vaughan gestoßen, was mich ehrlich gesagt ziemlich weggeblasen hat. Vorbilder gibt es sehr viele. Die alle hier aufzuzählen, würde aber den Rahmen sprengen.
WP: Woher kommt eigentlich diese Liebe zum Rock der frühen 70er Jahre?
TC: In meinen Ohren wurden in der Zeit einfach die besten Aufnahmen gemacht. Das war kurz bevor die große Digitalisierung der Studios angefangen hat und Alben sehr klinisch und einfach zu perfekt klangen. Die Musik wurde damals noch live im Studio eingespielt, was bedeutet: Musiker mussten ihr Instrument beherrschen und die Arrangements mussten sitzen. Außerdem wurde in dieser Zeit sehr viel experimentiert. Blues, Country, Soul und Rock and Roll gaben sich auf vielen Rockalben die Klinke in die Hand und man hat in Alben gedacht, nicht in Singles.
WP: Ihr habt es in Bayern ja ziemlich gut hinbekommen, auch im „normalen“ Radio und Fernsehen gespielt zu werden. Wie schafft man das als Newcomer? Oder ist der Bayrische Rundfunk da aufgeschlossener der härteren Rockmusik gegenüber als andere Sender der ARD?
TC: Erstmal muss natürlich die Qualität stimmen, sonst wird Dich kein Radiosender der Welt spielen. Zweitens muss auch der Song passen. Wir spielen zeitlose, songorientierte Musik, die offensichtlich auch einem breiten Publikum gefällt. Da wir keine Coversongs im Programm haben, ist es wichtig, das die Songs beim Publikum gleich zünden. Alle Songs, die das nicht erfüllen, werfen wir wieder raus aus dem Set. Und nur weil wir so arbeiten, funktioniert das auch im Radio und im Fernsehen. Es muss einfach alles passen, dann erreichst Du Dein Ziel. Und ich finde, das tut dem Radio gut, auch mal wieder ordentlichen, handgemachten Rock and Roll zu spielen.
WP: Könnt Ihr mittlerweile eigentlich von Eurer Musik leben? Oder womit verdient Ihr ansonsten Eure Brötchen?
TC: Unser „Hautpgeschäft“ ist die Musik. Drei von uns sind Hauptberuflich Musiker und verdienen sich neben den Gigs noch mit Musikunterricht ihre Brötchen. Zwei von uns haben noch Jobs neben der Musik. Wir stehen also voll in der Arbeitswelt und wissen, wovon wir reden. Wir wissen den Erfolg zu schätzen, weil wir sehr hart daran arbeiten. In vielen anderen Bands habe ich Leute kennen gelernt, die bis jetzt noch keinen Tag in der Arbeit waren. Kein Stau am Morgen, kein Chef, der Dich anbrüllt, keine Alltagsprobleme, keine Freude aufs Wochenende…. Wenn mein Beruf „Sohn“ wäre, könnte ich mir nicht vorstellen, diese Musik zu machen. Das wäre nicht authentisch.
WP: Wie sieht Eurer Meinung nach die Blues- und Bluesrockszene in Bayern aus? Welche Bands und Musiker sollten wir unbedingt noch mal besprechen? Und welche Clubs und Locations sind für diese Musik wichtig?
TC: Also ich finde nach wie vor Dr. Will und seine Wizards Klasse. Die sind so richtig authentisch und cool. Wir spielen im November zusammen einen Gig in Regensburg und darauf freue ich mich ganz besonders. Das „Village“ in Habach ist ein toller Bluesclub in Bayern inklusive sehr nettem Clubbesitzer. So richtige „Bluesclubs“ findet man aber in Bayern nur schwer. Viele Locations bieten aus wirtschaftlicher Notwendigkeit ein sehr breit gefächertes Programm an. Da muss man sich erstmal einen Platz erkämpfen als Newcomer.
WP: Und wie sieht es für Euch mit Auftritten nördlich des Weißwurstäquators aus?
TC: Wir weiten unseren Umkreis Stück für Stück aus. Bei der Tour zum nächsten Album werden wir auch wieder in Hamburg, Köln, Bremen und vielen weiteren Städten in Deutschland, aber auch dem angrenzenden Ausland unterwegs sein. Unsere Musik hat keine Grenzen und wir haben außerhalb Bayerns schon eine gefestigte Fanbase.
WP: Einer unserer Autoren aus Großbritannien fragt bei Interviews öfters mal folgendes: Wie würde für Euch das Traumfestival schlechthin aussehen? Ihr könnt bis zu fünf lebende oder tote Musiker bzw. Bands einladen. Und wo würde das über die Bühne gehen?
TC: Das „Wo“ ist schwierig. Am besten irgendwie Open Air an einem sonnigen Tag in Bayern mit einem fähigen Tontechniker am Mischpult. Ich persönlich würde dazu einladen: Muddy Waters und seine legendäre Band, BB King, ACDC, die Rolling Stones und als Newcomer Blackberry Smoke aus Atlanta. Das wäre ein Billing ganz nach meinem Geschmack.
WP: Und eine Frage geht mir durch den Kopf, seit ich erstmals Euren Bandnamen gehört hab: Was bevorzugt Ihr eigentlich: Scotch oder Irish Whisky? Oder gehört Ihr zu den Liebhabern von Bourbon?
TC: Wir sind Bourbon Fans. Mein Lieblingsbourbon heißt „Maker´s Mark“. Sollten die mir irgendwann mal einen Sponsoringvertrag geben, wäre ich sofort dabei 🙂
WP: Vielen Dank für das Gespräch – und alles Gute für Euer neues Album!