Die Inspiration liefert Jack Kerouac mit seinen Gedichten. Die italienische Band 2 Hurt begibt sich auf ihrem aktuellen Album „Mexico City Blues“ auf eine vorwiegend psychedelisch-instrumentale Reise nach Mexico. 

Klar: das im sächsischen Erzgebirge ansässige Label Cactus Rock Records hat mittlerweile schon die verschiedensten Musikstile zwischen Rock, Americana, Blues und Pop veröffentlicht. Doch die eigentliche Leidenschaft der Macher liegt im Wüstenrock etwa aus Arizona. Und genau dort könnte man bei flüchtigem Hören auch die Heimat von 2 Hurt vermuten. Schneidende Gitarrenlinien erwecken trostlose Landschaften unter brennender Sonne vor Augen. Stücke wie „Can‘t Live Without Your Love“ sind dabei von einer schleppenden Trägheit, die die Schwüle der Wüste erahnen lässt. Und wenn dann noch eine Bluesharp klagend ihre Stimme erhebt, ist die Vorstellung des Westens aus dem Blick des Italowesterns komplett.

Doch ganz so einfach machen es sich die Musiker von 2 Hurt nicht. Und so einfach ist auch die literarische Vorlage nicht. Schließlich geht es nicht um eine Reportage oder eine Fortsetzung etwa von „On The Road“ sondern um Gedichte, die um verschiedenste Themen aus dem Umfeld des Beat Poeten kreisen. Und so klingen bei Stücken wie „Untravelled“ die Gitarren nach Mandolinen und Mondschein, während die Keyboards an Kirchenklänge gemahnen. Die Reise scheint urplötzlich einen Umweg nach Italien genommen zu haben. Und bei „El Peyote“ oder „Ride The Blues“ kommen dann auch noch Blues und Bluesrock vor. Bei letzterem allerdings in einer Form, die nach anfangs nach einer wüsten Session einer Garagenband nach zuviel Konsum von Crazy-Horse-LPs klingt, bevor dann ein schwermütiges Duett von Gitarren langsam seine Spannung aufbaut und später sogar noch eine elektrisch verstärkte Violine ihre Kommentare einflicht.

Die Reise in die mexikanische Hauptstadt entwickelt so eine psychedelische Sogwirkung, dass man trotz des Fehlens von Lyrics immer gefesselt bleibt: Das ist Instrumentalrock, wie er heutzutage sehr selten geworden ist. Und wenn jetzt jemand meint: Soundtrack für noch nicht vorhandene Filme, dann sollte der nicht nur den Band von Kerouac lesen sondern sich gleich auch auf die Suche nach Geldgebern machen. Das könnte ein faszinierender Stummfilm werden! Oder wie soll man eine Gedichtsammlung sonst am besten in Bilder setzen? (Cactus Rock Records)