Vor weit mehr als 600 Besuchern im Foyer der Kasseler Sparkasse begann am 4. Mai das 15. Kasseler Weltmusikfestival sofort mit einem absoluten Highlight dieser Musikrichtung: das Epiphany Project verzauberte das Publikum!

 

Dieses Trio mit Bet Williams am Gesang, John Hodian am Piano und Mel Stein Percussion füllte den Klangraum mit einzigartiger Spiritualität, Wärme und feinster Demut vor dem menschlichen Genius. In großartigen Harmonien, Rhythmen aus der Unendlichkeit der Zeit und der wunderbaren Stimme von Frau Williams entstand ein Konzertereignis, welches durch die unglaubliche Konzentrationsfähigkeit des Kasseler Publikums einmalig wurde.

Vielen Besuchern war dieses Trio bis dato unbekannt, um so mehr war es für viele ungewöhnlich, einer Musik zuzuhören, der ein Bass und damit scheinbar ein notwendiges rhythmisches Fundament fehlte. Denn diese Musik benötigt keinen Bass. Was hier an Melodien, Harmonien und Rhythmen gewoben, erschaffen, improvisiert wird schwebt – ohne sich im Rausch zu verflüchtigen; schreitet daher – ohne niederzutreten und nimmt gefangen – ohne Fesseln anzulegen. Dabei kommt Bet Williams und ihrem Gesang eine besondere Rolle zu. Ihre Liebe zu alten Sprachen und Texten bring vielfach unbekannte, vorwiegend orientalische Sprachen zu Gehör. So werden Songs und Chants in Alt-Aramäisch, Hindustani, Sanskrit oder der Sprache aus dem Heimatland der Familie Hodian, Armenisch, dem faszinierten Publikum geschenkt. Auch wenn diese Sprachen in oft langen Traditionen stehen, so ist die Musik doch ganz aus dem Hier und Jetzt von John Hodians kompositorischer Kompetenz entstanden. Immer wieder ist seine fundierte klassische Ausbildung zu spüren. Selbstredend, das auch eine globale Sprache wie Englisch in diesem Universum ihren berechtigten Platz hat. Und nicht vergessen werden darf in diesem Weltmusik-Projekt der New Yorker Weltklasse Perkussionist Mel Stein. Wie dieser Mann mit Händen und Stöcken sein Drum-Set bearbeitet, ist sagenhaft und absolut genial für diese Musik! Immer wieder gelingt es ihm mit seinem Spiel dem Ganzen das dynamische I-Tüpfelchen aufzusetzen. 
Das restlos begeisterte Publikum geizte nicht mit Beifall und erhielt die Zugabe gerne. Viele neue Freunde konnte das Epiphany Project an diesem Abend gewinnen; den Kasseler Oberbürgermeister eingeschlossen. Und viele CDs wurden von den Besuchern mit nach Hause genommen.

Im zweiten Teil des Abend betrat mit East Affair ein Quartett die Bühne, dessen Mitglieder aus Deutschland, Tschechien, Serbien und Peru stammen. Ihre Form der Weltmusik ist geprägt von den vielen Saiten ihrer Instrumente, allen voran dem Cimbal des Jura Wajda. Dieses, bei uns auch als Hackbrett bekannte Instrument, wird mit zwei Schlägeln bespielt. Wajda beherrscht das virtuos! Ihre musikalischen Wurzeln sind in etwa entlang des Wendekreises des Krebs zu finden, wobei sie sowohl auf Originale aus diesen Kulturen zurück greifen, als auch ihre eigenen Songs mit dem Material dieser Stile erarbeiten. So hörte das Kasseler Publikum nicht nur die erwarteten Balkan-Beats, sondern auch Flamenco, Salsa, jazziges und Verwandtes. Kim Efert an der Gitarre erwies sich als charmanter Bandleiter und feiner Instrumentalist. Fedor Ruskuc entlockte seinem Kontrabass den notwendigen Groove, der die Musik immer wieder mit solider Standhaftigkeit versah. Am Cajon zeigte an diesem Abend die Peruanerin Laura Romes ihr Können und dass war unbedingt hörenswert. So war dieser Teil des Abend ein temporeicher Gegenpart zum ersten Teil. Auch hier konnten die individuellen Improvisationen die Hörer überzeugen. Das Publikum spendete auch dieser Musik starken Beifall und bedankte sich so für eine glänzende Darbietung.

Die besondere Stellung dieses Festivals wurde auch in diesem Jahr wieder durch die Präsenz des Hessischen Rundfunks bezeugt. Wer kann sollte sich die Sendung am 14.06.2012 um 21:30h auf hr2 „Musik der Welt“ nicht entgehen lassen.