Barack_Obama_meets_with_Stanley_A._McChrystal_in_the_Oval_Office_2009-05-19Der Schock bei den deutschen Medien sitzt tief: Wie kann ein Musikblatt wie der Rolling Stone einen Artikel hinbekommen, der zum Rauswurf eines der höchsten Militärs der USA führt? In „Das Altpapier“ listet Klaus Raab Teile der Debatte auf.

Wobei sein Beitrag unter dem Titel „Der gute Ton“ vor allem auch dadurch interessant wird, dass er die äußerst glatten Übersetzungen deutscher Medien den Originalformulierungen gegenüberstellt. Der „fucking war“, den McCrystal führt ist, ist doch deutlich etwas anderes als einer der wichtigsten Kriege (so die Tagesschau). Und wenn ein Dinner als „it’s fucking gay“ bezeichnet wird, dann ist das wesentlich nerviger als „total etepetete“.

Warum McCrystal dem Autor der Reportage einen derartigen Einblick in die Interna und seine Denkweise gegeben hat, das ist selbst Hastings unklar. Denn dass man über solche Formulierungen über die Regierung nicht den Mantel des Schweigens decken könnte, müsste dem General doch klar gewesen sein. Oder hat er tatsächlich die Macht und den Einfluss des amerikanischen Rolling Stone unterschätzt?

Das deutsche Schwesterblatt hätte er wahrscheinlich eher unterschätzen können – das beim Springerverlag erscheinende Blatt ist da eher auf einem Kuschelkurs, was den Umgang mit Wirtschaftsbossen oder Politikern angeht. Aber vielleicht nehmen sich die mittlerweile in Berlin ansässigen Kollegen ja ein Beispiel am großen Bruder in den Staaten?