Die echten Geschichtenerzähler im Blues sind heute ziemlich selten geworden. Richard Bargel ist einer, ein Songschreiber, der in seinen Liedern seinen Blick auf die Welt, das Leben und den ganzen Rest schildert, mal tieftraurig, mal mit bitterbösem Humor, mal einfach nur ergreifend. Gemeinsam mit seiner Band Dead Slow Stampede (Geert Roelofs – dr,perc, Jo Didderen – b und Fabio Nettekoven – g, mand) spielte er am 18. Juli sein erstes Konzert in Greifswald. 

Auf dem Programm standen vor allem Stücke des aktuellen Albums „It’s Crap!“. Aber auch ältere Songs des seit 45 Jahren aktiven Songwriters, Gitarristen, Schauspielers und Konzertveranstalters waren zu hören. Nur wer auf Stücke, die Bargel gemeinsam mit Klaus „Major“ Heuser aufgenommen hatte, gewartet hat, wurde etwas enttäuscht. Dead Slow Stampede sind überhaupt nicht die Band, um irgendwelche Rockexzesse zu veranstalten. Was natürlich nicht heißt, dass diese Band nicht auch gehörige Power verbreiten kann.

Wer sich auf einen ruhigen und besinnlichen Abend eingerichtet hatte, wurde überrascht: Diese Band entwickelt live eine Wucht, die zeitweise wirklich an eine durchgehende Rinderherde erinnern kann. Zwischen klassischem Blues, ein wenig Country oder Americana und manchmal sogar jazzigen Ausflügen haben diese vier Musiker eine Intensität entwickelt, die jedes Bluesrocktrio vor neid erblassen lässt. Das ist Blues, wie er sein sollte: Kraftvoll, zeitgemäß, persönlich und voller Energie!

Wer sich fragt, wie so ein Ausnahmekünstler den Weg nach Greifswald fand: Gerhard Heims, seit mittlerweile 25 Jahren mit seiner „Fundgrube“ als Schallplattenhändler in der Stadt und weit darüber hinaus bekannt und beliebt, hat für seine Stammkunden und Geschäftspartner ein großes Kontingent von Karten geordert. Und vor allem die waren es, die den Weg in die Brasserie Hermann gefunden haben – und in der Pause und hinterher sich über tolle Vinylausgaben von Bargels Platten gefreut haben. Schade nur, dass Gerhard Heims mittlerweile daran denkt, in den Ruhestand zu gehen. Einen solchen Laden gibt es zwischen Berlin und Hamburg nicht noch mal.