Der deutsche Rolling Stone (Ausgabe 189, Juli 2010) startet eine Serie über die besten Songs der Jahrzehnte mit Beiträgen zu den 50er und 60er Jahren. Gregor Gysi darf eine Kollumne zur Krise der Demokratie schreiben. Und im Auftrag des RS präsentieren Werbeagenturen Arbeiten gegen Downloads.
Krasser könnte der Unterschied kaum ausfallen. Während das amerikansiche Mutterblatt in der aktuellen Nummer den Oberbefehlshaber in Afghanistan vorführt und damit aus dem Amt schreibt, ist bei der deutschen Tochter wieder behagliche Berliner Behäbigkeit angesagt.
Ok, man ist ja schließlich auch politisch. Gregor Gysi darf in „My Typewriter“ seine Meinung zu den Ursachen der Krise der Demokratie schreiben. Das hat er so allerdings in mindestens einer Talkshow zuviel getan. Also ist der Neuigkeitswert gering. Besser ist da schon der Artikel des Grünen und Attac-Mitgründers Sven Giegold zum Öl als der Droge unserer Gesellschaft.Und auch – und das äußerst streitbar – „Gib Frieden, Palästina“ von Maxim Biller über den einzig möglichen Weg zum Frieden im Nahen Osten (hoffentlich schreibt Biller jetzt wirklich öfter im RS. Ein echter Gewinn.) Provozierend auch die Arbeiten von Werbeagenturen, die der RS in Auftrag gegeben hat, um die durch Downloads darbenden Musiker zu unterstützen.
Ansonsten Business as usual auf dem gewohnt hohen Niveau: Rock am Ring mit einer (sehr schönen) Fotoserie, ein Literaturwissenschaftler erläutert uns, warum die „Twilight“-Romane derartig erfolgreich sind. Und mit einer neuen Serie blicken die Autoren des RS zurück auf die besten Popsongs der letzten Jahrzehnte. Gleich zwei Teile sind in der aktuellen Nummer enthalten. Wobei der Anteil der Überraschungen in den beiden Jahrzehnten für langjährige Leser relativ gering sind. Aber in einer solchen Übersicht ist so eine Serie wirklich prima zum Neuhören zu lang vergessener Kunstwerke. Und als hörbaren Rückblick gibt es gleich noch die nach Meinung der Redaktion besten zehn Stücke von den ersten 100 Heft-CDs New Noises. Da kann man solch nette Stücke wie Tilman Rossmy’s „Bodycount-T-Shirt“ mal wieder hören. Und Franz Ferdinand, Maxim Park, Jeff Buckley, Travis,…