Mit Covern von „Hey Jude“ von den Beatles und „Born To Be Wild“ von Steppenwolf hat Wilson Pickett 1969 der Rockmusik seine Referenz erwiesen. Sein Album Hey Jude entstand in den Studios von Muscle Shoals.
Während die gesamte Musikwelt mittlerweile in Richtung Psychedelic abdriftete, blieb Pickett seiner Musik treu: Er setzte weiterhin auf tiefen Südstaatensoul mit jeder Menge Rhythmus. Doch so ganz konnte er an der aktuellen Entwicklung nicht vorbei gehen. Und so lud er – neben der Sessionn Crew von Muscle Shoals – auf den Gitarristen Duane Allmann zu den Sessions ein. Seine Blueslicks (deutlich zu unterscheiden etwa von der Gitarrenarbeit von Bobby Womack bei einigen Liedern) gibt dem Album „He Jude“ eine deutliche Verwurzelung im Blues.
Dass Pickett ausgerechnet „He Jude“ covern musste, mag heute etwas seltsam anmuten. Denn scheinbar kommt er (anders als etwa Ray Charles bei Eleanor Rigby) mit dem Lied der Beatles nicht wirklich klar. Das Stück erscheint von einer Theatralik, die dem endlosen Schlusschor der Originalaufnahme noch um einiges überhöht. Wesentlich witziger erscheint da „Born To Be Wild“ in einer Soulfassung – das steht Pickett, der schon Mustang Sally berühmt gemacht hat wesentlich besser zu Gesicht.
Insgesamt ist das Album eine äußerst energiegeladene Soulrevue. Man versteht, warum man Pickett gerne mit dem Beinamen „Wicked“ versah: hier wird ohne Rücksicht auf Verluste die rauhe und rockige Seite des Soul zelebriert, die heute etwa bei Sharon Jones mit einem ganzen Stückchen Funk mehr wieder so lebendig ist. Von den zahlreichen Alben Picketts gehört Hey Jude eindeutig zu den besseren (auch wenn es damals über die unteren Ränge der Hitparaden nicht heraus kam. Aber das lag einfach auch daran, dass die hohe Zeit des Soul damals schon vorbei war.)