Die einen hören die Zukunft des Blues aus deutschen Landen. Für andere ist die Hamburger Band Wellbad überhaupt kein Blues mehr. Für beide Sichtweisen kann man Argumente auf dem zweiten Album der Band finden.
 

Originell und eigenständig, waren zwei Worte, die Hörern bei der German Blues Challenge spontan einfielen. Aber auch: Diese Stimme nervt auf die Dauer. Und: Das ist eigentlich kein Blues mehr. Und tatsächlich sollte man die Warnung für Bluespolizisten aussprechen: Wellbad kann zu Wutausbrüchen führen, wenn man stur auf die heiligen zwölf Takte wartet. Wer aber auch Songwriter wie Tom Waits in der Nähe seiner Bluessammlung aufbewahrt, hat hier ein wirklich spannendes Album zu entdecken.

Es ist düster, Liebespaare enden in einem Sarg für zwei, Gott ist vorübergehend außer Betrieb und überlässt das Gericht anderen. Kleine Schmerzen werden als Weckmittel empfohlen. Denn eigentlich ist kein Mensch in der Lage, eine gute Welt auszuhalten.

Das sind Geschichten, auf die man sich erst mal einlassen muss, die aber auf Dauer eine düstere Schönheit offenbaren. Musikalisch geht es hier teils akustisch, teils elektrisch zu. Manchmal hört man in den Instrumenten noch die Bluesanklänge. Doch eigentlich sind Wellbad solche Kategorien egal: Der Song steht im Zentrum. Und die die wirklich immer wieder an Waits erinnernde Stimme, die mal knurrend leise ist, dann wieder wütend losbrüllt.

„Judgement Days“ ist eine Empfehlung für Fans absolut eigenständiger und toller Songs. Wie diese allerdings bei der International Blues Challenge ankommen werden, wage ich nicht zu beurteilen.