In der Greifswalder Musikszene gehört „Ali der Rapper“ zu den bunten Paradiesvögeln. Und egal was man von seiner christlich engagierten Hiphop-Musik hält: Mit „Greifswald International“ hat er ein Projekt verwirklicht, was die Szene der Stadt jenseits des Independent-Rock bunt und international darstellt.

Greifswald mag in den letzten Jahren den Ruf einer rechten Hochburg ein wenig verloren haben. Ein Grund dafür lag sicherlich auch darin, dass es genügend Leute gab, die über sämtliche Grenzen hinweg bereit waren, hier ein Zeichen für eine bunte und vielfältige Gesellschaft zu setzen. Diese Tradition setzt der Musiker und Produzent Almond Brands mit „Greifswald International“ fort. Auf dem kostenlos im Netz verbreiteten Album hat er Musiker aus den verschiedensten Ländern und deutschen Regionen zusammengesucht, die ihre musikalische Visitenkarte darauf hinterlassen. Dabei reicht das Spektrum vom Bluesrock der Bluez Busters über lateinamerikanische Känge von Cumbancero bis hin zum Ghetto-Rap von Leuten wie Rohlexx aus Schönwalde und dem christlichen Schlagerpop des Projektes Seeside. 

Es ist für den musikalisch reichlich beschränkten Rezensenten überraschend, wie bunt die Szene dieser Stadt eigentlich ist. Stücke wie „La Familia“ von Cumbancero feat. Ali sind hitverdächtig und großartig. Auch die akustischen Gitarrenexkursionen von Patrick Flannagan in „The Blarney Pilgrim“ sind wundervoll. Und auch wenn ich mit Hiphop einfach nichts anfangen kann – die politischen und gesellschaftlichen Zustandsbeschreibungen von Rohlexx, Ali oder Jazzz kommen erfreulich direkt auf den Punkt. Ok, die Botschaften sind oftmals recht platt und direkt. Aber das ist bei so einem Album, das als Präventionsprojekt gefördert wird, nicht wirklich ein Fehler. Und hier passt auch „Nicht verzeihn“, eine neue Nummer des Bluez Busters-Chefs Bernd Schwahn trefflich hinein: Blues meets Liedermacherei meets politische und persönliche Betroffenheit. Denn die Geschichte mit der Gewalt ist eben längst noch nicht vorbei. Nicht in Greifswald und schon gar nicht rings um die Hansestadt. Da passt die Meldung rein, dass Angehörige von Motorradclubs in Anklam Leute aus dem Bekanntenkreis fast tot schlagen und doch straffrei ausgehen…