Nicht die Kracher für die nächste Rare-Groove-Party sondern eine zweite Sammlung von Soul/Funk/Jazz-Perlen zum Hinhören und Nachdenken wird Tramp Records Anfang September 2015 veröffentlichen. Praise Poems Vol 2 verfolgt die teils getrennt, teils vereint fließenden Ströme von Soul, Funk und Jazz in den 70ern.
Irgendwann war Fusion mal ein Schimpfwort: Funkiger Jazzrock der 70er Jahre war für viele Kritiker schon ein Grund, einem die Freundschaft aufzukündigen, in etwa so schlimm wie eine Haufen Tina Turner Soloalben im Plattenregal oder gar die Sammlung von Modern Talking Singles. Diese Ignoranz hat dazu geführt, dass großartige Songs für Jahrzehnte in Vergessenheit gerieten. Zum Glück gibt es inzwischen nicht nur ein deutlich gewachsenes Verständnis für musikalische Grenzverletzungen jeglicher Art sondern vor allem Label wie Tramp Records, die in ihrem Streben nach musikalischer Hörererziehung und der Erhaltung des musikalischen Erbes den Mut aufbringen, auch scheinbar abseitigere Gegenden für ihre Musikarchäologie zu suchen.
„Praise Poems 2“ hat nur wenig zu tun mit dem harten Funk a la James Brown. Künstler wie Gloria Rosebud Black, Jimmy Briggs oder The Gingerbread Express oder der tolle Bobby Boyd Congress kommen eher daher cooler Funkjazz, sanfter Souljazz und Songs, die durchaus auch zum Easy Listening gerechnet werden könnten. Und andere Stücke entwickeln derartige Kinomagie, dass man sich fragt, für welches Projekt Tarantino sie verwenden sollte.
Was die Songs vereint, ist die Suche nach Freiheit in musikalischer oder persönlicher Hinsicht ebenso wie auch als politische Forderung: Black Power im Samthandschuh könnte man das Konzept beschreiben. Doch dies kann man erst dann erfassen, wenn man sich nicht von den oft leichtfüßigen Sounds ablenken sondern die Texte auf sich wirken lässt. Faszinierend! (Tramp Records)