volkswerft stralsund
der mann im weißem helm geht zur schicht. früher waren es tausende. sie kamen mit bussen und bahnen. zu fuß oder mit dem rad. frauen auch. lautes schlagen an stahl. männer mit schwerem gerät und groben händen, hängen sie an bäuchen der grossen pötte, die den ozean schmecken.
die werfthalle spuckt schiffe aus, nach übersee und rgw. träume dürfen reisen. lothar noch nie. er macht hilfsarbeiten an deck. er kam nur bis grimmen. aber immerhin. seine schwester nahm ihn mit letzten sommer. er sieht aufs wasser, übermütig mit schaum im gesicht, die sonne fangend, träumt und lässt den großen hammer ruhen. ein harter schlag auf seiner schulter „mach weiter mann!“ der mann im gelben helm geht weiter. sieht kräftig aus. wie ein mann, denkt lothar. wo sind nur die frauen. früher gab es viele hier. blumenschürzen hinter stahl. manchmal sah er , wie evi ohne schürze war. er kannte das versteck. manfred war auch da, dessen frau im büro saß. evi war aus seinem dorf. aber das ist lange her. jetzt ist der takt ein anderer. menschen mit fremden worten. die anderen von früher sieht er manchmal auf der strasse, viele erkennen ihn, da freut er sich, andere gehen schnell weiter. er ist noch da zwischen den stahlwänden der ozeanriesen. geschützter arbeitsplatz. sonst zieht es hier. heute starker nordost. die mearsk –reederei aus dänemark lässt schiffe bauen in stralsund, ist billiger. wie lange noch, fragen sich die männer in kurzarbeit. schweißer. sie haben nichts anderes gelernt, war immer ein guter beruf. sein vater war auch auf der werft, sein onkel auch. hatte immer arme aus stahl. jetzt ist er krank. hat was mit dem rücken. manchmal besucht er ihn. er hat ja jetzt zeit. oder er geht angeln mit oskar, der ist rentner und die fische beißen gut heute.
stralsund 2010
stralsund II
touristen werden an land gespült. atmen zeit zwischen den weltmeeren. wir treffen uns auf seegraswiesen und träumen von übersee. dem mann im tarnanzug fehlen noch immer die zähne. er wirft angelruten aus. seine frau hat ihn verlassen letztes jahr. hartz IV und zwei fische am tag waren ihr zuwenig. sie lebt jetzt mit günther. das blumenmädchen hinter dicken mauern bindet sträuße für ein neues leben. blau, grün, violett. die mearsk-reederei aus dänemark lässt wieder ein schiff bauen. vom sund aus in die welt. 2001 stand in bilbao das museum des jahres.
stralsund III
laufen im quadrat mit aufgerissenen augen. engel werden vom schneepflug überrollt. 79 waren es panzer. die alten sprechen noch davon. ein land im ausnahmezustand. da gab es viermorgen noch nicht.
stralsund IV
wir sind gelaufen. im rechteck. die ackergrenze überschritten. da wurde es uns grün vor augen. plötzlich sahen wir rechteckige hunde, versunken im schnee mit sabbernden maul. fast unsichtbar so ein hund. die frau des mannes, der den hund gekauft hat und die jetzt arbeitslos ist, muß ihn ausführen auf der ackergrenze. stumm gefroren. hecken gab es. aber nicht viele. wir jedoch waren geschwätzig schön.
u.s. + s.p.