"Dog Gone Shame" nennt der texanische Bluesrocker Tony Vega sein fünftes Album. Bis auf zwei hat er darauf alle Titel selbst geschrieben und produziert.
Manchmal hört man es Tony Vega noch an, dass er ursprünglich vom Hardrock und Heavy Metal herkommt. Seine harten und kühl wirkenden Riffs und auch die fast mechanisch perfekten Rhythmen seines Trios sind fern vom swingenden Blues-Shuffle. Es ist diese Kühle, die einen großen Teil des aktuellen Albums auszeichnet: Bluesrock des Industriezeitalters könnte man reichlich klischeehaft dazu sagen. Das ist einerseits faszinierend, lässt einen aber wegen seiner fühlbaren Distanziertheit auch voller Fragen zurück.
Ein Grund dafür ist auch der Sound der Platte. Zwar wurden die Stücke live im Studio eingespielt und sind daher druckvoll und direkt. Doch wurden künstliche Raumsimulationen darüber gelegt, die seltsam künstlich wirkt und die Direktheit wieder aufhebt. Eigentlich hatte Vega das Album in einem großen leerstehenden Hotel aufnehmen wollen, weil ihn dessen Sound faszinierte. Doch dies ließ sich leider nicht finanzieren. Und daher gingen Vega und sein Co-Produzent Jeff Wells auf diese künstliche Soundvariante über. Diese Entscheidung führte leider nicht zu einem für mich befriedigenden Ergebnis.
Spätestens mit dieser Platte kann sich Vega von dem oft geäußerten Vergleich mit Stevie Ray Vaughan freispielen. Über die Jahre hinweg hat er Anregungen zahlreicher anderer Bluesgitarristen in seinem Stil verbunden. Da sind die kalten und perfekten Linien von Albert Collins ebenso vertreten wie der zupackende Stil von Freddy King oder der Boogie von ZZ Top. Kombiniert mit seiner jungenhaft unschuldig klingenden Stimme ist das eine durchaus einprägsame Mischung, die man so nicht an jeder Straßenecke hören kann.
Insgesamt ist "Dog Gone Shame" ein mehr als solides Bluesrockalbum. Doch neben dem kritisierten Sound fehlen der Platte einprägsame Songs, die über den Tag hinaus im Ohr bleiben. Das ist wirklich schade.