Bei den Blues Music Awards 2010 war Tommy Castro der große Abräumer. Insgesamt vier der begehrten Preise konnte der Sänger und Gitarrist abräumen. Unter anderem wurde sein bei Alligator erschienenes Album „Hard Believer“ als bestes zeitgenössisches Bluesalbum ausgezeichnet.
Ich geb es gerne zu: Wenn etwas zu sehr gelobt wird, dann hab ich damit oftmals Probleme. Bestseller und Kritikers Lieblinge zählen nicht zu meinen bevorzugten Gefährten, wenn es um die Musik geht. Und so hab ich auch lange gebraucht, um mich mit dem so hochgejubelten „Hard Believer“ von Tommy Castor überhaupt zu beschäftigen. Und damit habe ich mir wahrscheinlich keinen großen Gefallen getan. Denn Castro’s Debüt bei Alligator ist wirklich ein feines Bluesalbum voller Soul.
Wenn man bösartig ist, würden man sagen: Hier ist ein Musiker auf dem Weg in den Mainstream und sucht nach dem großen Geld. Doch seien wir ehrlich: Wann waren das letzte Mal Soul- und Bluesnummern im alten Stil wirklich Mainstream und auf den Toppositionen der Popcharts?Denn genau so klingt „Hard Believer“: Blues mit Soul und Funk, fette Bläsersätze und Referenzen an James Brown und Wilson Pickett, Cover von Allen Touissaint (Victims of Darkness) und Bob Dylan (Gotta Serve Somebody) und den Righteous Brothers (My Baby). Das Ganze richtig fett und ohne Kanten produziert, dass man es gut in einem Soulsender spielen könnte, wenn man dort auf Hiphop-Zutaten auch verzichten kann.
In der Bluesszene wird Casto vor allem auch wegen seiner großartigen Live-Auftritte fast abgöttisch verehrt. Diesen Aspekt kann „Hard Believer“ leider nicht bedienen – die Produktion kann längst nicht mit der Power und Direktheit von aktuellen Produktionen etwa von B.B. & The Bluesshacks (oder auch mit James Hunters „The Hard Way“) mithalten. Ein Besuch in London könnte hier eine regelrechte Offenbarung für Castro werden…