Man hat Thornetta Davis offiziell als „Queen of Detroit Blues“ geehrt. Auf ihrem aktuellen Album „Honest Woman“ erinnert die Sängerin und Songwriterin viele Kritiker an andere Blues- und Soulqueens zwischen Big Mama Thornton, Bessie Smith und Etta James, Aretha Franklin und Bettye LaVette. 

Da gehört schon was dazu, den Opener seines eigenen Albums nicht selbst zu zelebrieren, sondern ihn der Schwester zu überlassen: Wenn Felicia Davis nur von einer schreienden Bluesgitarre fin ihrem Gedicht davon liest, was los ist, wenn ihre Schwester den Blues singt, dann hat das was von den Herolden an mittelalterlichen Höfen. Aber gleichzeitig ist das ein wirklich toller Song über den Blues, und was er bei den Menschen auslöst. 

Und dann legt Thornetta Davis selbst los. Begleitet von Kim Wilson an der Harp und Gesang und einer rockig aufspielenden Band packt einen „I Gotta Sing The Blues“ sofort: Der Blues, so Davis ist ein Zwang, dem man sich auch heute noch nicht entziehen kann. Man wird nicht reich und berühmt davon. Doch letztlich ist es im Rückblick die einzig richtige Entscheidung gewesen für diese Musik.

Wobei der Blues für Thornetta Davis ein sprichwörtlich weites Feld ist zwischen Rock, Gospel, Soul, Detroit, Chicago und dem Delta und textlich zwischen Liebe und Frauenpower, Kirche und Kneipe. Von vorn bis hinten ist „Honest Woman“ ein Album, dass einen fragen lässt: Warum ist Thornetta Davis bislang trotz Tourneen auch in Europa noch nicht wirklich außerhalb ihrer Detroiter Heimat bekannt geworden? Ein Grund dafür ist, dass es lange gedauert hat, bis dieses Album entstanden ist. Früher hatte Davis mit einer Grunge Band gesungen. 

Ihr Blues Debüt als Solistin erschien dann 1996. Und erst jetzt kommt „Honest Woman“. Und es fällt wirklich schwer, einzelne Höhepunkte herauszupicken. Denn ob im langsamen Slowblues, im rauhen Bluesrock oder als Gospelpredigerin packt einen die Ehrlichkeit und Power von Davis Stimme. Und ihre Songs sind musikalisch und textlich so vielseitig wir herausragend aus dem Bluesalltag des 21. Jahrhunderts. Diese Bluesqueen sollte sich niemals allein mit der Krone von Detroit zufrieden geben! Dieses Album muss man allen Bluesfans wärmstens ans Herz legen. Und in Zeiten, wo selbst in Castingshows Blues und klassischer Soul zelebriert wird, kann man damit wahrscheinlich auch Bluesneulinge begeistern.