In Großbritannien haben die Red Dirt Skinners das Kunststück fertig gebracht, gleichzeitig für Country Music Awards und für einen British Blues Award nominiert zu werden. Ihr aktuelles Album „Sinking The Mary Rose“ erzählt wie es dazu kommt: Old Time Blues mit Skiffle-Anleihen trifft auf Country-Twang, Vokalduette auf Gitarren und Banjos. Und dazu singt ein Saxophon.
 

„Home Sweet Home“ hieß das von Kritikern im Vereinigten Königreich gelobte zweite Album von Rob & Sarah Skinner. Doch das als sicher angesehene Heim der Musiker wurde 2012 ausgeraubt. Die Unsicherheit und der Verlust des eigenen Heims bildeten den Anstoss für „Sinking Of The Mary Rose“. Es sind Lieder, die vom Verlust ebenso handeln wie davon, einen neuen Anfang zu machen.

Und so finden sich neben folkigen Good-Time-Nummern wie dem sich immer mehr in Raserei steigernden „Browns Ferry Blues“ oder dem wunderbaren „Idabel Blues“ melancholische Balladen wie „Alone“ oder das tieftraurige „Just 18“. Der Vermieter wird angefleht, sich doch endlich um die Beseitigung der gravierenden Mietmängel zu kümmern und nicht immer auf die noch immer ausstehende Miete zu pochen.

Der Satzgesang der Skinners ist dabei ganz deutlich im Country verwurzelt, während die Songs selbst irgendwo zwischen Folk, Blues, Jazz und Country herumstreifen. Doch ganz einzigartig in der derzeitigen Akustikszene ist dieses Saxophon, das den Liedern mal eine dezente Klezmer-Note verpasst oder auch die Verwandschaft zwischen Blues, Jazz und dem ursprünglichen Country in Erinnerung ruft.

„Sinking The Mary Rose“ ist eine Empfehlung für Freunde akustischer Musik jenseits der Genre-Zuweisungen. Ich wäre froh und dankbar, wenn jedes Songwriter-Album so vielseitig, persönlich und überzeugend wäre.