schoenholz ceylonMelancholisch, manchmal düster und dann wieder aufwühlend – Indiepop in deutscher Sprache nennt man das, was die Berliner Band Schoenholz auf ihrem aktuellen Album „Ceylon“ (Verlöffentlichung: 6. Juli 2012) vorgelegt hat. Und der braucht eine Menge Zeit, um seine Schönheit zu entfalten.

Es ist etwas Schweres mit der deutschen Sprache im Pop. Musiker wie Element of Crime oder Stoppok haben hier eine lyrische Dichte mit ihrer ganz eigenen musikalischen Welt kombiniert und stehen damit einzigartig da. Unerreicht von den zahllosen Nachahmern. Und als Monumente der Vergangenheit stehen die großen Alben von Ideal, Fehlfahrben, den Scherben oder vom jungen Udo Lindenberg. Das sind die Gipfel, die zu erreichen so schwer ist, wenn man sich nicht den scheinbar leichten Umweg über das Englische wählen will.

Das musikalische Ceylon, diese mythische Gedankeninsel der Berliner Band Schoenholz liegt irgendwo im weiten Meer dessen, was man Independent-Pop nennt. Erinnerungen kommen bei den lyrisch dahin fließenden Klangwellen an so Bands wie die Tindersticks. Wenn auch die schwelgerlische Schwermut der Briten immer wieder gebrochen wird durch elektronische Einsprengsel oder plötzlich aufscheinende Hoffnungsschimmer. Eine Musik, die nicht nach den Rockcharts schielt, die lyrisch dahinfließt, um einen dann doch wieder mit einem Ausbruch zu überrumpeln.

Die Stimme von Sängerin Daniela Schönwald nimmt einen auf diese Reisen mit. Und erst spät merkt man, dass sie ja eigentlich auf deutsch singt und Geschichten zu der Musik erzählt. Und da beginnen die Schwierigkeiten. Denn die von ihr selbst geschriebenen Texte sind oft zu bemühlt, ziehen Metaphern heran, die einen aus dem Hörgenuss herausholen mit einem fragenden Blieck. Oder es tauchen Formulierungen auf, die nach der zehntausendsten Verwendung nur noch abgegriffen und schal sind. Nein, Daniela Schönwald ist nicht Sven Regner. Auch wenn sie gerne so erzählen möchte meiner Meinung nach. Sie ist auch weit entfernt vom direkten Rock der Fehlfarben oder der scheinbar schnodderigen Alltagssprache von Stoppok. Würde sie ihre Texte alleine zur akustischen Gitarre vortragen, dann wäre das Urteil schnell gefällt: Noch eine Liedermacherin, wo die Botschaft wichtiger ist als Groove und Prägnanz der Sprache. Aber mit der Band entwickeln die Texte bei aller Holprigkeit dann eben doch einen Sog, der einen über die lyrischen Schwächen hinwegzieht. Aber das funktioniert nicht nebenbei. „Ceylon“ ist keine der Platten, die man irgendwie nebenbei laufen lassen könnte. Sie fordert ständige Aufmerksamkeit. Schon das Mahlen der Kaffeemühle zwischendurch zerstört die Magie.