Louis Jordan in den 40er JahrenHaben Sie Soul? Um zu verstehen, was Soulmusik eigentlich meint, muss man sich meiner Meinung nach ein wenig mit der Popmusik der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigen. Seit den vierziger Jahren wird alles, was an schwarzer Musik da aufgenommen wurde, unter dem Pauschalbegriff „Rhythm & Blues“ geführt. Der Begriff tauchte 1941 erstmals als Gattungsbegriff auf, um den als diskriminierend empfundenen Begriff race music zu ersetzen.

Das Billboard-Magazin nannte daher ab 1949 eine seiner Spartenhitparaden „Rhythm and Blues“. Geprägt haben soll den Begriff der Journalist und spätere Plattenproduzent beim Label Atlantic, Jerry Wexler. Neben dem klassischen Blues werden darunter noch ganz andere Stile zusammengefasst.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die ersten R&B-Bands in den USA gegründet. Die Musik der großen Big Bands der ’30er und ’40er Jahre hatte sich in Richtung Jazz weiterentwickelt. Radiostationen waren nicht mehr bereit, für ihr musikalisches Unterhaltungsprogramm teure Big Bands anzustellen und spielten statt dessen Schallplatten. Damit fiel für die Big Bands ein beträchtlicher Anteil der Einkünfte weg. An ihre Stelle traten kleine Bands, die aus Rhythmus- Gruppe und einigen Bläsern (Horn-Sections) bestanden. R&B war ganz auf die Unterhaltung des Publikums ausgelegt, weshalb viele Bands echte Shouter wie Big Joe Turner als Sänger verpflichteten. Der erste R&B-Mega-Star war Louis Jordan. Die meisten seiner Hits basierten dabei auf dem immer noch populären Boogie Woogie. Zu seinen Hits zählen u. a. „Caledonia“, „Saturday-Night-Fish-Fry“ oder der „Choo-Choo-Boogie“. Er baute auf der Musik von Leuten wie T-Bone Walker, Cab Calloway, Count Basie oder auch Leroy Carr auf, die alle auf ihre Weise Musik im Grenzgebiet zwischen Jazz und Blues gespielt hatten.

Auch Ruth Brown, Johnny Otis oder Wynonie Harris waren Stars in dieser Zeit. Die Stellung des R&B als Musik der schwarzen Unterschicht ändert sich in den ’50er Jahren durch die Entstehung des Rock ’n‘ Roll mit Künstlern wie den farbigen Chuck Berry, Little Richard oder Bo Diddley oder den weißen Bill Hailey, Elvis Presley oder Carl Perkins. Doch auch weiterhin waren R&B-Musiker wie Johnny Otis, Roy Brown oder Little Richard erfolgreich. Während man Richard oder Roy Brown heute mehr der Seite des Rock ’n‘ Roll zurechnet, geht von den von Otis produzierten Sängerinnen und Sängern der Weg hin zum Soul.