Wer einen musikalischen Beleg für die These braucht, dass New York ein kultureller Schmelztiegel ist, sollte „We Walk Around Like This“ von Ray Lugo hören. Und wer auf der Suche ist nach einer immer überraschenden Scheibe für die nächste Party, der sollte ebenso zugreifen.
Eine Regel sollte jeder Journalist eigentlich schon von Anfang an verinnerlichen: Metaphern und schräge Bilder, die zum Stereotyp erstarrt sind, sollte man meiden. Denn Worthülsen helfen niemandem dabei, die Informationen zu verstehen, die man vermitteln will. In diese Kategorie gehört für mich eigentlich auch die Formulierung von einem „kulturellen Schmelztiegel“. Doch was soll man machen, wenn man erstmals diese wilde Stilmixtur hört, die der New Yorker Ray Lugo auf „We Walk Around Like This“ hört: Da treffen Latin-Beats auf karibische Klänge und Funk, brasilianische Samba auf Afro-Beats, Dub und Funkjazz, Hiphop auf House und Punk-Attitude. Eben so als hätte man alle möglichen Dinge einfach zu einer neuen Legierung verschmolzen. Denn auch wenn die Ursprünge vieler Elemente noch erkennbar sind – bei Ray Lugo ist daras eine immer mitreißende neue Popmusik geworden.
Schuld ist aber nicht der imaginäre Schmelztiegel sondern die Biografie des New Yorkers. Aufgewachsen mit von Anfang an weit offenen Ohren hörte er eben gleichzeitig Punk, Hiphop und Latin-Klänge. Mit den Beastie Boys war er als Roady unterwegs. Mit KOKOLO spielte er Afro-Ska. Und mit den „Boogaloo Destroyers“ hatte er letztes Jahr eine Würdigung der Musik seiner Jugend veröffentlicht. Jetzt kommt alles zusammen und wird auf dem ersten eigentlichen Solo-Album teilweise noch durch Produzenten wie Simbad und Cachaca noch einer elektronischen Weiterentwicklung unterzogen. Heraus kommt ein Album, dass man einfach nur noch als Pop im weitesten Sinne bezeichnen kann: Eine aufregende und immer tanzbare Mischung, bei der niemals Langeweile aufkommt. Schon jetzt eigentlich ein Album für die nächste Strandparty.