Sie ist eine vielfach ausgezeichnete Songwriterin, Bassistin und Sängerin. Doch jenseits ihrer Heimat im Nordwesten der USA ist Polly O’Keary erst seit 2014 bekannter geworden, als das Album „Compass“ erschien, eine Wundertüte der verschiedensten Stile zwischen funkigem Bluesrock, Popnummern und musikalischen Ausflügen bis nach Mexico. Jetzt hat sie mit ihrer Band The Rhythm Method den Nachfolger „Black Crow Callin“ vorgelegt, eine echte Empfehlung für alle Bluesrockfans.

Wie lange braucht man als Bluesmusiker oder auch als Band, um wirklich seinen eigenen Sound und Stil zu finden? Ich will nichts gegen frühvollendete Wunderkinder sagen. Doch gerade für den Blues braucht es gehörig Lebenserfahrung und ebensoviel Training. Ich glaube, jetzt ist Polly O’Keary mit ihrer Band an diesem Punkt angekommen. Bass und Schlagzeug liefern ob in langsamen oder in nach vorn rockenden Nummern, selbst bei zeitweiligen Ausflügen in den Reggae einen immer prägendenden und präsenten Rhythmus. Und Gitarrist David Miller schüttelt beinahe anstrengungslos ein Lick nach dem anderen, ein Solo interessanter as das andere aus dem Handgelenk.

Seit Jahrzehnten sind O’Keary und ihr Schlagzeuger Tommy Cook schon gemeinsam als Rhythmusgruppe und als Paar unterwegs. Spielten sie lange bei Too Slim & The Taildraggers. Gitarrist David Miller kommt aus Texas, lebte aber seit Teenagerzeit in Kalifornien. Fast 20 Jahre war er mit seiner Dave Miller Band in den Bluesbars dort zu hören.

Gemeinsam setzen sie auf „Black Crow Callin'“ die prägnante Stimme von Polly in den Mittelpunkt, liefern mit den Gästen im Studio einen deftigen Bluesrocksound für eine der wirklich faszinierenden Sängerinnen dieses Genres: Rauh und fordernd, mit der Power einer Predigerin in einem Rockschuppen und mit der Sehnsucht einer starken Frau erzählt sie ihre Geschichten.

Die drehen sich vorwiegend um Beziehungsfragen, erzählen davon, wie man durch eigene Fehler Geliebte verliert, oder davon, dass es darauf ankommt, dass beide so stark sein sollten, auf eigenen Füßen zu stehen. Textlich und musikalisch für mich der Höhepunkt ist gleich der Opener „Hard Hearted World“ – hier wird der Fokus weiter gezogen auf die Herzlosigkeit der Welt. Auch der Titelsong, ein fantastischer Slowblues sei wärmstens empfohlen.

Was „Compass“ noch ein etwas uneinheitliches Album mit zu vielen verschiedenen Ideen, haben Polly O’Keary and The Rhythm Method jetzt zu einem eigenen Sound gefunden. Und die Songs von „Black Crow Callin“ sind besser als die meisten aktuellen Bluesrocksongs. Hier sollten Fans des Genres unbedingt reinhören.

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