Auch wenn Rory Gallagher dem Gitarristen einst eine große Zukunft vorausgesagt hat: In Deutschland ist das ehemalige Wunderkind längst noch nicht jedem Bluerockfan bekannt. Sein aktuelles Album „Double Life“ ist eine Sammlung von Coversongs, die nur Dank der Gastsänger etwas Spaß macht.
Kleine Warnung: Wer Stücke wie „Stormy Monday“ covert, hat es bei mir schon mal schwer. Noch dazu wenn sie Fassung gleich über zehn Minuten lang ist und von endlosen nichtssagenden Solos durchzogen ist.
Überhaupt ist „Double Life“ für mich eine mehr als zwiespältige Angelegenheit. Ich freue mich drüber, wenn Sänger wie Terry Evans („On The Dark End Of The Street“), Sweet Pea Atkinson („Let‘s Straighten It Out“) oder Bernard Fowler („Drowning On In The Sea Of Love“) zelebrieren, als sängen sie um ihr Leben. Das sind Blues- und Soulinterpretationen vom Allerfeinsten. Und auch eine Nummer wie der Opener „Cold Sweat“ geht von der Gitarre her mehr als in Ordnung. Aber irgendwie scheint mir jedes zweite Solo übertrieben oder gar überflüssig.
Ja: Paul Rose kann spielen. Aber die Kunst des Blues liegt nicht im Präsentieren technischer Fertigkeiten sondern im Öffnen der Seele für die Hörer. Und alles was ich hier sehe und fühle schreit: Angeber. Man könnte Rose den Lang Lang der Bluesgitarre nennen.
Nein, auch wenn das Album ziemlich live im Studio eingespielt wurde: Das ist mehr eine Übung im Schnellspielen und Posen als im Blues. Das nervt auf Dauer. Und das trotz der guten Sängerinnen und Sänger.