Legten die vorhergehenden Folgen eher ihren Schwerpunkt auf die Hansestädte so bedürfen Güstrow, Neustrelitz, Schwerin und Ludwigslust ebenfalls einer besonderen Erwähnung hinsichtlich ihrer Bedeutung für die vormalige Musiklandschaft in Mecklenburg. Als Beispiel für musikalische Verbindungen zwischen den Städten der Hanse und z.B. Güstrow möge die Familie Ebel Ende des 16. Jahrhunderts stehen: Vater David Ebel war Organist in Lübeck und hielt sich zeitweise am Hofe des Herzogs Ulrich von Mecklenburg in Güstrow auf, sein Sohn Hermann spielte Orgel erst in Stralsund, später in Lübeck, arbeitete aber auch als Gutachter z.B. in Wismar.
Die eingangs erwähnten Städte zeigen als ehemalige Residenzen der Herzöge eine in diesem Zusammenhang interessierende Gemeinsamkeit: mehr oder weniger kontinuierlich waren sie künstlerische Heimstatt recht respektablere Hofkapellen. Da Geschichte oft parallel passiert, soll es nicht verwundern, dass jetzt nochmals die Zeit um 1550 tangiert wird.
So reichen die Anfänge der Schweriner Hofkapelle bis ins 16. Jahrhundert zurück, während die in Güstrow Anfang des 17. Jahrhunderts – von der als sehr musikalisch geltenden Herzogin Elisabeth (vormals von Hessen-Kassel) – gegründete schon 1695 aufhörte zu existieren. Die Güstrower Residenz bot in dieser Zeit hervorragenden französischen,englischen und deutschen Musikern ein Betätigungsfeld. Z.B. kam ( der in der vorigen Folge als Stralsunder Organist erwähnte) Johann Vierdanck als Violinist am Güstrower Hof mit der Musik des Engländers William Brade in Kontakt, vielleicht dort sogar mit diesem selbst. ( Wie verknüpft das Musikleben international um 1600 schon war, zeigt Brade´s Aufenthalt am Hofe Christian des I. in Kopenhagen zu der Zeit, zu der dort der berühmte Lautenist John Dowland seinen Dienst versah. Wenig später stoßen wir hier auch auf den „Vater der deutschen Musik“ – Heinrich Schütz, welcher übrigens die Vertonung einiger Lieder einer Komödie des damals geschätzten Rostocker Dichters Johann Laufenberg vorgenommen hat. )
Als Folge dynastischer Familienstreitigkeiten und Ergebnis des Hamburger Vergleichs entstanden 1701 die Herzogtümer Mecklenburg/Schwerin und Mecklenburg/Strelitz. Nachdem Adolf-Friedrich der III. in Neustrelitz eine Residenz gründete, lässt sich wieder durch Initiative einer Frau (Herzogin Dorothea-Sophia) 1736 die Schaffung einer Hofkapelle verzeichnen. 40 Jahre später kam das Hoftheater dazu. 1908 wurde die Kapelle aufgelöst. Dabei muss ihre Ausstrahlung beachtlich gewesen sein, zog es doch berühmte Musiker wie Carl Philipp Emanuel Bach zu Gastspielen dorthin.
Die Herzogin Dorothea-Sophia, eine der kunstsinnigen Damen in Mecklenburg wie beispielsweise auch die Komponistin Sophie-Elisabeth (1613-1676; Ausbildung u.a. bei Heinrich Schütz, der sie während seiner Rückreise von Kopenhagen in Braunschweig kennenlernte), kümmerte sich nicht nur um das Aufblühen der gesamten Hofkapelle in Neustrelitz sondern auch um die Förderung besonders begabter Musiker. Hier sei Johann Wilhelm Hertel, später in der Schweriner Hofkapelle tätig, hervorgehoben, der manch materiellen Anreiz erhalten haben soll. Sein Vater Johann Christian Hertel wirkte ebenfalls in Neustrelitz.
Eingangs wurde auch Ludwigslust genannt: hier wirkte ab 1767 die Hofkapelle aus Schwerin, da Herzog Friedrich der Fromme die Regierungsgeschäfte vom dortigen Jagdschloss aus lenken wollte.{linkr:related;keywords:musikfeste;limit:20;title:mehr+da+zu}
{module MartinStein}