Die nächsten Folgen werden erstaunlicherweise zeigen, dass das arme Land Mecklenburg (heute würde so etwas wohl strukturschwache Gegend heißen) im 19. Jahrhundert als Ausrichter einer Reihe großartiger Musikfeste hervorstach. Zuvor aber ein Blick auf die Geschichte der Schweriner Hofkapelle, die den letzten Satz der vorigen Folge beschloss.
Die Anfänge reichen bis 1563 zurück, als der Herzog von Mecklenburg-Schwerin die Einsetzung von David Köler aus Zwickau als Hofkapellmeister verkünden ließ. Nun war es aber beileibe nicht so, dass damals eine kontinuierliche Aufbauarbeit stattgefunden hätte, oft genug lag die Musikpflege gänzlich darnieder. Bis zum Tode Johann Albrecht des I. (1576) gab es durch die Anstellung komponierender Kapellmeister zur Leitung der Chorsänger, Organisten, Pfeifer u.a.m. eine gewisse Blütezeit, an die im Grunde erst wieder ab 1695 mit der Aufnahme französischer und römischer „Violingambisten“ in den Kreis höfischer Musiker angeknüpft wurde.
Der Schweriner Herzog Friedrich-Wilhelm, bekannt mit Größen wie Georg Friedrich Händel und Johann Mattheson, konnte 1701 auf eine echte Hofkapelle -bestehend aus lauter Instrumentalisten also – verweisen. Nach etlichen Tiefpunkten gab es dann wieder Erfolge zu verbuchen: um 1750 gehörte die Kapelle mit 25 Mitgliedern zu den kleinen bis mittelgroßen Ensembles in Deutschland. Unter Führung des ehemaligen Neustrelitzers Johann Wilhelm Hertel blühte ein reichhaltiges Konzertleben auf. Z.B. schrieb Georg Philipp Telemann im Auftrag des Herzogs 5 Konzerte für die Schweriner Musiker. Ab 1767 wirkte die Hofkapelle in Ludwigslust und avancierte zu einer der besten Deutschlands. Herausragender Kapellmeister jener Tage war der berühmte Komponist Antonio Rosetti, dessen Werk in den letzten beiden Dekaden wieder entdeckt und z.T. auf CD veröffentlicht wurde. Leider sank die Leistungsfähigkeit mit der Rückverlegung Anfang des 19. Jahrhunderts abermals etwas – erst unter Alois Schmitt, eine Persönlichkeit, auf die hinsichtlich der Musikfeste zu rekurrieren sein wird, erarbeitete sich Schwerin nachhaltig den Ruf vor den Weltkriegen eine der geschätzten Bühnen Deutschlands beherbergt zu haben. Auch der wohl erfolgreichste Mecklenburger (Opern-) Komponist Friedrich von Flotow soll hier erwähnt sein, er war 1856 Intendant des Schweriner Hoftheaters.{linkr:related;keywords:musikfeste;limit:20;title:mehr+da+zu}{module MartinStein}