fraguaAlso bei dem Wetter sitzt man am Mittag lieber draußen in der Sonne – notfalls mit einer heißen Schokolade gegen die kühle Witterung – als im Büro am Rechner. Aber wenn man denn schon mal dasitzt, dann sollte wenigstens die Musik aus den Boxen ein wenig freundlich sein.

Aber wenn man sich halbblind durch die Neuerscheinungen klickt, weiß man nicht wirklich was einen erwartet. Halbblind meint in dem Fall (wir befinden uns komplett im Angebot von Jamendo): Ich wähle nach den vergebenen Tags aus, welches Album kurz angehört wird. Also (und das hat nichts mit Ignoranz zu tun sondern einfach mit mangelnder Sachkenntnis): alles was sich electro, hiphop oder ähnlich nennt, wird erst mal komplett ignoriert. Also kann man von der heutigen Playlist eines erwarten: Musik zwischen Folk und Rock aus diversen Ländern, die ziemlich willkürlich aneinander gereiht werden. Viel Spaß damit – und auch ich irre mich zuweilen in der Beurteilung von Musik!

Den Anfang machen Fragua, die wahrscheinlich aus Chile stammen mit dem Eröffnungsstück ihres ersten Albums bei Jamendo – Rock mit deutlich hörbaren südamerikansichen Wurzeln. Die Band merke ich mir schon mal vor für ein längeres Hörerlebnis. Ob ich das bei Kevin Eknes auch tun werde, weiß ich nicht. Bislang hat er erst zwei Songs bei Jamendo und sortiert sich damit im Bluesregal ein. Mir ist das aber ein ganzes Stück zu langweilig und beliebig. Mal sehn, ob er irgendwann mal ein langes Album mit besseren Songs veröffentlicht. Gravity ist ne Ballade und kann deshalb zum Ausbruch von Mittagsschlaf führen. Ähnlich ist auch Igor Alexandriuks Stück Stuffbox zu betrachten. Das ist nicht wirklich Blues, sondern eigentlich Jazz – nicht schlecht, aber nicht wirklich überzeugend.

Von wesentlich anderem Kaliber sind da D’callaos aus Spanien – Flamenco mit Rumbaeinschlag und gehörig Feuer. Macht Spaß und Lust auf mehr! Auch eine schöne Neuentdeckung sind The Acousticals, eine Bluegrassband (nicht wirklich häufig bei Jamendo!) hier mit Herself von ihrem Album The Shadow of her Smile. Wer Odine ist, verrät sie leider nicht. Ihre erste Veröffentlichung ist ein Live-Demo, hier vertreten mit dem ersten Stück Songs in a-minor. Anhörbarer Folk mit nem schönen Beat drunter. Lässt einen Mitnicken selbst beim Schreiben.

The Double Shame nehmen für sich in Anspruch, Krautrock zu spielen. Ob sie die Grundvoraussetzung dafür (aus den Ländern des Sauerkrauts zu kommen) erfüllen weiß ich nicht. Abgedreht sind ihre Lieder auf jeden Fall – aber zuweilen auch von einer seltsamen Schönheit wie „Stay“. Aber eigentlich keine Musik für die Mittagspause. Aber das könnte man von Victor, dem Titelsong der aktuellen Single des Chilenen José Carrillo, auch behaupten: klassisch lateinamerikanische Sängertradition – sehr schön!

Aber dann braucht man etwas, um wieder munter zu werden: Hier erfüllen diese Aufgabe Cats’n’Joe mit ihrem Song „At random“. Sowas führen die unter Rock&Roll. Ich nenne es eher guten indi-Rock mit nem Spaßfaktor von ca 24. Wem das zu hart war, bekommt als Ausgleich französischen Poprock mit Flöte: Pense Le von Réalité. Und zum Schluss ein Song für den späten Abend: A Night with Miss Whiskey von Saul Bello. Der Künstler zählt sich zur traditionellen Riege der Singer-/Songwriter. Auf Deutsch hätte er den Namen „Liedermacher“ ehrlich verdient: Gitarre besoffen, Gesangsstimme unsicher. Und wahrscheinlich jede Menge Message im Lied versteckt. Überzeugt mich überhaupt nicht. Aber bitte korrigiert mich. Dafür gibts die Kommentarfunktion.