Vom 20. bis zum 30. Juli findet in diesem Jahr das Stralsunder Skizzenfestival statt. Seit fünf Jahren organisieren dies Jugendliche in der Weltkulturerbestadt am Sund. Über das erste Jubiläum sprach Uwe Roßner mit Anna Hansen, der stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins.
Was bedeutet euch dieses erste Jubiläum?
Wir sind stolz. Auch wenn es uns nicht so vorkommt, es ist eine lange Entwicklung. Als es losging waren fast alle von uns Jugendliche im Alter von 16, 17 Jahren. Wir haben in all den Jahren so viel Unterstützung und Resonanz erfahren.
Wie entstand das Skizzenfestival?
Im April oder Mai 2008 fiel dafür kurzfristig die Entscheidung. Im vorhergehenden Sommer gab der französische Künstler Syävaen Mazas den Anstoß dafür. Auf einem Kunstfestival in Stralsund hat er seine Leidenschaft zur Skizze entdeckt. Weltweit fand sich nirgends dafür ein Festival. Wir hatten uns dann mit unserer jugendlichen Naivität in den Kopf gesetzt, Stralsund zu einer Skizzenwelthauptstadt zu machen.
Hattet ihr bereits organisatorische Erfahrungen?
Nein. Erstaunlicherweise hat alles geklappt und war eine unglaubliche Erfahrung. Im Herbst 2009 haben wir den Verein gegründet.
Was ist so faszinierend an Skizzen?
Den Moment mit Block und Stift aufzunehmen. Mit einer Kamera ist es etwas ganz anderes. Ich finde auch Skizzen viel spannender als fertige Bilder.
Welche Atmosphäre herrscht in den zehn Tagen des Festivals?
Eine sehr persönliche. Mit einem Banner holen wir die Ankommenden vom Bahnhof ab. Es wird natürlich Tag und Nacht skizziert – ganz gleich ob Amateur oder Profi. Selbst in geselliger Runde. Für alle ist es wie Atmen. Viele schöne Sachen entstehen dadurch und der gegenseitige Austausch ermöglicht den Blick über den Tellerrand.
Wie können Skizzen auch noch verbinden?
Unsere Teilnehmer kommen aus der ganzen Welt. Wir hatten Gäste aus Japan, China, Spanien, England, der Ukraine, Marokko, Portugal oder Italien. In diesem Jahr wird es beispielsweise Belgien, Ungarn, Portugal und Polen sein. Manchmal finden die Gespräche mit Händen, Stift und Block statt. Es funktioniert.
Gab es bislang einen Rekord?
2009 entstanden am ersten Tag über 1.000 Skizzen. Beim Speedsketching sollten die Teilnehmer einander porträtieren.
Was gehört zu eurem Begrüßungspaket?
Das sind ein Guide, Stifte, selbst hergestellte Skizzenbücher, Pins und Anstecker dabei.
Was hat euch als Organisatoren in all den Jahren beeindruckt?
Als Jugendliche wurden wir auf Augenhöhe angenommen. Für viele Eingeladenen war es im ersten Moment überraschend, weil vorher ein langer Emailkontakt bestand und sich jeder dabei sein Bild macht.
Was hat das Skizzenfestival in Stralsund bewirkt?
Wir sind ein Teil der Weltkulturerbestadt am Sund geworden. Es hat sie geöffnet. Sie ist noch bunter geworden und das Entgegenkommen hier war immer sehr groß. Mit den Skizzen können wir Stralsund für seine Offenheit etwas zurückgeben. Wer die Augen offen hält, findet auch außerhalb des Festivals Spuren in der Stadt.
Und darüber hinaus?
Es hat seine Kreise gezogen. In Dresden wurde ein Freund an der Uni auf unser selbst gemachtes T-Shirt hin angesprochen. In Berlin fand in den letzten Jahren immer eine Werkschau in einer Galerie statt. Im letzten und in diesem Jahr unterstützt uns eine bekannte italiensche Firma mit Skizzenblöcken. Sie sind dabei auf uns zugekommen. Wir haben sehr viel Werbung an Kunsthochschulen in Skandinavien gemacht.
Was gehört zum Bleibenden?
Bislang entstanden Bücher, ein Journal und ein Kalender mit den Ergebnissen des jeweiligen Jahres. Dieses Mal soll es ein spannendes Klappbuch werden.
Was sind die Wünsche für die Zukunft?
Das Skizzenfestival möge immer weitergehen und nie aufhören. Wir suchen Verstärkung. Jugendliche haben hier die Möglichkeit, Leidenschaft und Hobby miteinander zu verbinden. 2012 ist somit ein Jubiläum der Freude und der Wehmut. Wir werden sehen, wie es weitergeht.