Auch Russland hat das Revival der 80er Jahre erreicht. So versuchen sich Mezzamo daran, in ihrem Synthiepop The Cure und Blondie mit Depeche Mode oder den Eurythmics zu verbinden. Besonders in ihren Videos gelingen den Musikern eindrucksvolle Kunstwerke.
Eigentlich hatte ich keine rechte Lust dazu, diesen Artikel zu schreiben. Bis ich den Pinguin entdeckte. Damit war klar: Mezzamo aus dem russischen Tver haben eindeutig einen Beitrag in der Wasser-Prawda verdient. Denn was die Synthiepopper gerade in ihren zahlreichen Videos machen, hat innerhalb des hoffentlich schon bald vergangenen Revivals der 80er Jahre einen ganz eigenen Stil.
Da werden in guter Pop-Tradition Versatzstücke genommen und in völlig neue Zusammenhänge gestellt. Der steptanzende Pinguin aus „Happy Feet“ mutiert so zum rächenden Superhelden im russischen Großstadt-Dschungel. Der Sound der Gitarre von The Cure veredelts fast steril klingende Synthersizer-Sounds, die wiederum gekrönt werden von einer Stimme irgendwo zwischen den Eurythmics und Blondie. Also: hier sind wirklich Künstler am Werk, die nicht einfach nur auf einen Trend aufspringen wollen, sondern ihre Arbeit reflektieren und die Popmusik als Gesamtkunstwerk betrachten.
Dabei kommt die Musik für mich am Besten noch auf ihrem ersten (noch auf Russisch veröffentlichten) Album Mnogotochie rüber. Aber vielleicht liegt das auch an meiner Schwäche für die nicht immer vorhandene russische Schwermut der Stücke.
Auf dem aktuellen Werk Aloneluna – diesmal völlig auf Englisch gesungen – wird die geografische Herkunft völlig vernachlässigbar. Die Platte ist ein Stück Synthiepop, hochprofessionell produziert und glattgebügelt, dass seinen Weg selbst ins langweilige Formatradio der deutschen Provinz finden könnte. Für mich ist allerdings gerade die Perfektion der Produktion der eigentliche Mangel von Aloneluna. Denn leider sieht man ja im Radio den subversiven Witz der Musikvideos nicht. Und die sind für mich das gewisse Extra, was diese Band unter all den anderen Epigonen ausmacht.