Bekannter Weise bin ich kein großer Freund von Alben, die sich nur oder hauptsächlich altbekannten Stücken widmen. Klar kommt kein tourender Musiker an den Klassikern vorbei, wenn er nicht verhungern will oder Buddy Guy heißt. Aber auf Studio-CDs erwarte ich mir eigentlich, dass sich die Künstler dran setzen, ihre eigenen Geschichten zu erzählen und damit die lange Geschichte des Blues fortschreiben. Alles, was reine Erbepflege ist, hat für mich oftmals den Anschein von Stagnation oder noch böser von Einfallslosigkeit. Insofern war ich skeptisch, als ich den ersten Blick auf das Cover von „Kicking Up The Dust“ warf: nur eines von zehn Liedern stammt von Mal Walklate und Paolo Fuschi. Die andren kommen unter anderem von Muddy Waters, Willie Dixon, John Campbell oder Lightnin‘ Hopkins.

Doch schon bald blies Walklate mit seiner dreckig-druckvollen Harp die Vorbehalte hinweg. Fast nie klingen die Nummern altbekannt. Dafür sind sie alle in einem Bandsound verwurzelt, dem man die Duo-Beschränkung nicht wirklich anmerkt. Zu variabel ist das Gitarrenspiel von Fuschi, der seinen akustischen Instrumenten mal dreckige Riffs, mal jazzig-verspielte Läufe, mal Chicago-Shuffle, mal Texas-Boogie erklingen lässt und Walklate hat in seiner Harp sowohl die frühen Sounds von Sonny Terry als auch die Geschichte des Instruments nach Little Walter und Sonny Boy Williamson II versteckt.

„Kicking Up the Dust“ ist musikalische Erbepflege der hörenswerten Art. Und somit eine Empfehlung nicht nur für Freunde des akustischen Blues.