Einmal mehr gelangen wir zu der Überzeugung, dass der Blues in Deutschland in Hessen seine Heimat hat, ja eigentlich von hier seinen Siegeszug um die Welt angetreten hat. Okay, wer‘s nicht glaubt, kann dennoch frohen Mutes bleiben. Argumentationshilfe dafür kommt z.B. in Form dieses erstklassigen Silberlings, dem Debüt, von Maik W. Garthe. Dieser wiederum lebt (noch) in Ellershausen und das liegt eben nun mal in Hessen. Mit ‚Tight Corner‘ hat er einen unbedingt beachtenswerten Erstling zum Leben erweckt.<br />
Maik hat gegenüber so manch einem anderen Debütanten nach unserer Meinung einen ganz entscheidenden Vorteil – er ist schon jenseits des 30. Lebensjahres! Und das hört man. Es liegt einfach ein deutliches Pfund mehr an Lebenserfahrung, Musikalität und persönlicher Reife in seinen 12 Songs, als bei vielen anderen, jüngeren Musikanten. - Blues kann ja formal einfach und leicht zu erlernen sein, aber für‘s richtige feeling braucht es doch etwas mehr als nur technisches know-how. Und genau das bringt der Gute mit.
Im Pressetext beschreibt er seine Umwelt als „Einöde in der nordhessischen Bergwelt zwischen leerstehenden Gehöften und Nationalparkidylle, Funklöchern, Hochleistungskühen, dörflicher Gemächlichkeit und Kleinstadt-Hektik“. Und so erzählen seine Lieder dann auch von „Hinterlandtrinkern, provinziellen Castingshow-Opfern“ und ähnlichen Themen; von Liebe natürlich auch. Aber das tun viele andere Songschreiber auch und doch fehlt denen eben so oft diese persönliche Lebenserfahrung, die einen Song so gut machen kann.
Das kann jeder Hörer überprüfen, wenn er sich einfach mal ‚Black lemon‘ anhört. Hier swingt der Blues, unterstützt von einem famos virtuosem Hi-Hat. Die Saiten werden gezupft und der Gesang hat eine angenehme Süffisance. Oder wer mal die Linie Blues-Punk erleben möchte der lässt sich mal für 2:43 von ‚Shirley MacLaine‘ auf den Zahn fühlen. Gitarre mit voller Dröhnung, stampfend, dampfendes Drumherum – einfach nur stark gespielt, Leute. Und dann wieder ganz bodenständig und traditionell ‚These old boots‘. Feines Fingerpicking, dazu die Harp vom Ripphan – der Blues kommt aus Hessen, ich sag‘s Euch!
Ach ja, neben den Hochleistungskühen und Hinterlandtrinkern gibt es da auch noch den ‚Old dog‘ der einfach nicht vom Fleck kommt, aber mächtig mit dem Schwanz wackelt. So‘n wenig slide über die Saiten macht wohl nicht nur uns Spaß.
Diese CD wird angepriesen als Solo-Debüt. Dagegen haben wir nichts, wollen aber doch erwähnen, dass es neben Maik W. Garthe mit Vocals, Guitars und Harp im zweiten Titel auch die Herren Jan Hampicke am Bass, Organ (3), Harmonium (12) und Backings (10), James Schmidt an den Drums, Tambourine (2, 3, 6 und 11) und ebenfalls Backings im Titel 10 und der Mann aus dem analoghaus, Tom Ripphan persönlich, mit Harp (8), harmonium (8) Organ (11) und Tambourine (5) mit von der (Land-) Partie sind. Wir sind uns ziemlich sicher, dass dieser Mann bald aus seiner engen Ecke herausgeholt wird und dem geneigten Publikum überall im Lande zu kurzweiliger Unterhaltung aufspielt, gleich ob solo oder mit ein wenig Personal. Und so manch einer wird diese CD in seine Sammlung stellen und sich freuen, einen Neuen entdeckt zu haben.<br />