feat ragZehn Jahre ist es her, dass von Little Feat ein Studioalbum erschien. Und noch länger liegt die Zeit zurück, als die Band mit ihrem ersten Sänger Lowell George die bis heute gültigen Maßstäbe für einen funkigen Southern Rock aufstellte. Mit „Rooster Rag“, einem neuen Sänger und einem neuen Schlagzeuger versuchen sie jetzt, daran anzuknüpfen. Operation gelungen.

Wenn man Listen der besten Live-Alben der Rockgeschichte liest, dann stößt man dort unvermeidlich auf „Waiting For Columbus“. Und in Rockradios mit Sinn für die Geschichte entgeht man Songs wie „Willin'“ oder „Dixie Chicken“ nicht. Das waren noch Zeiten in den 70er Jahren! Songs zum Zuhören und Tanzen, Rockgrooves mit Bluesfeeling und ohne Machogehabe. Und alles in einer noch heute stimmigen Mixtur. Little Feat müssten eigentlich zum Lehrplan für alle Studenten von Bluesrock und Americana gehören. Und die Sammlung von Alben mit Lowell George gehören in jede gut sortierte Plattensammlung.

Was danach passierte, ist eigentlich weniger wichtig. Meiner Meinung nach sind die danach erschienenen Alben niemals wirklich vergleichbar gewesen. Live hatte Little Feat allerdings noch immer einen hervorragenden Ruf. Doch inzwischen ist von der ursprünglichen Band nur noch Keyboarder Billy Payne dabei. Doch als angenehme Überraschung kann man bei „Rooster Rag“ konstatieren: Der Geist dieser Musik ist noch lebendig.

Was Little Feat 2012 machen, ist Americana im besten Sinne: Rockmusik mit Einflüssen aus Blues, Soul, Country. Sie spielen Songs wie den „Candy Man“ von Mississippi John Hurt ebenso wie Willie Dixons „Mellow Down Easy“. Und für die eigenen Songs holte sich Payne als Songwriting-Partner Robert Hunter (ehemals Texter etwa für Greatful Dead“ hinzu, was eine sehr überzeugende Idee war. Der Titelsong strahlt dank der Fiddle von Larry Campbell jede Menge Country Feeling aus. Und das gospelartige „Church Falling Down“ ist so nahe an einem perfekten Song wie nur denkbar. Klar ist nicht alles überzeugend. Aber „Rooster Rag“ ist insgesamt ein wundervoll groovendes Rockalbum. Und wahrscheinlich ist seit dem Tode von Levon Helm kaum noch jemand in der Lage, eine solch überzeugende und uramerikansiche Rockmusik zu machen.