WP-Rezension-MusikImmer wieder kam es vor allem bis zum Anfang der 70er Jahre zu Plattenproduktionen internationaler Jazz- und Bluesmusiker in der DDR. Zu Unrecht sind manche dieser Aufnahmen heute in Vergessenheit geraten. So etwa das bei einem Konzert am 10. März 1965 in Dresden mitgeschnittene Album des Flötisten und Saxophonisten Leo Wright.

International war der 1933 geborene Musiker durch seine Zusammenarbeit mit Charles Mingus oder als Mitglied des Quintetts von Dizzy Gillespie bekannt geworden. Zu Recht galt er in den 50er und 60er Jahren als weltbester Flötist im Jazz (auch wenn er das Saxophon, das er in der Tradition von Charlie Parker spielte immer als sein Hauptinstrument ansah). Bei dem Konzert in Dresden wurde er unterstützt von dem Gitarristen André Conduant, dem aus Texas stammenden Pianisten und Sänger „Dr. Blues“ Candy Green und den beiden Westdeutschen Wolfgang Kraesse (b) und Hartwig Bartz (dr).

Es ist die lebendige Mischung als Bebop a la Gillespie und Parker und Blues, die die Musik dieser Combo ausmachte. Dazu ist das gesamte Konzert weniger die Darbietung artistischer Meisterleistungen der zugegebenermaßen großartigen Instrumentalisten sondern eher eine mitreißende Jam-Session, die den Spaß der Musiker an der Musik zeigt und das Publikum von Anfang an mitzureißen versteht. Leo Wright wird in den Liner-Notes folgendermaßen zitiert und umschreibt damit die Stimmung des Albums ziemlich treffend: „Ich spiele so, wie ich es in meinem Innern empfinde. Warum sollte ich, nur um supermodern zu erscheinen, mich und damit auch mein Publikum belügen?“

Mit diesem Konzept passte er den Kulturverantwortlichen der DDR gut ins Konzept, die vor allem dem Modern Jazz anfangs kritisch gegenüber standen und ihn für eine dekadente Ausdrucksweise hielten. Eigentlich war schon der Bebop in ihrem Sinne nicht mehr die eigentliche Form des Jazz, der die Nöte der Farbigen in originärer Weise zum Ausdruck brachte. Doch in der Verbindung mit dem Blues von Dr. Blues Green (und großartigen Titeln wie dem vom Pianisten selbst geschriebenenn „Down Home Kansas City Blues“ oder dem Memphis-Slim-Klassiker „Every Day I Have The Blues“) stand einer Veröffentlichung im Osten Deutschland nichts mehr im Wege im Jahre 1967. Anders als andere Jazz- und Blues-Alben wurde Leo Wrights Album allerdings kaum neu aufgelegt und geriet so in Vergessenheit.

Wright war bis zu seinem Tod am 4. Januar 1991 ein in ganz Europa gefragter Session- und Begleitmusiker. Unter anderem gehörte er unter Paul Kuhn zur SFB Big Band.