In den 70er Jahren nannte man ihn wegen seiner Art zu singen „Little J.B.“. Heute versuchen Journalisten Lee Fields als eine erfolgreiche Kreuzung aus James Brown und Al Green zu vermarkten. „Faithful Man“, wiederum eingespielt mit seiner Begleitband The Expressions, ist auf jeden Fall eines der besten Soulalben 2012.
Southern Soul ist niemals tot gewesen, meint Lee Fields. Auch wenn er seit den 80er Jahren bis 2009 eigentlich keine Plattenaufnahmen mehr machen konnte, war er doch die meiste Zeit als Musiker relativ gut im Geschäft. Aber eben geografisch beschränkt auf die Südstaaten der USA, wo klassischer Soul und Soulblues noch immer eine begeisterte Anhängerschar hatten. Nur reichte das Geld dann irgendwann aber doch nicht mehr. Und es dauerte einige Jahre, bis die New Yorker Szene rund um Bands wie die Menahem Street Band, die Dap Kings oder Sängerinnen wie Sharon Jones Fields zu einem neuen Karrierestart verhalten. Als 2009 „My World“ erschien, passte es – nicht nur wegen der an den Aufnahmen beteiligten Musiker – hervorragend in die immer wieder als „Retro“ bezeichnete Soul- und Funkszene.
„Faithful Man“ – wenn auch wieder mit den gleichen Musikern eingespielt – ist deutlich weniger dem Funk verpflichtet. Es ist ein Album, das viel mehr dem Southern Soul verpflichtet ist. Fields klagt sich durch herzerweichende Songs über die Probleme mit Frauen. Er predigt die Liebe und beklagt die Wankelmütigkeit und Unglaubwürdigkeit vieler von ihnen. Das ist – und hier muss man den Kollegen durchaus recht geben – eher dem Soul von Al Green als dem harten Funk von James Brown verpflichtet. Oder sagen wir es so: Der Memphis Soul von Stax wird auf dem Album mit dem mehr poliert daherkommenden Philly-Soul der frühen 70er kombiniert (Streicher inklusive). Und wenn er „Moonlight Mile“ von den Stones covert, da wird auch daraus eine Soulballade, bei der zu keiner Zeit die Verwandschaft zu den Ursprüngen bei Jagger/Richards anklingt. Und wenn es dafür dann Flöten, Sitar und Wurlitzer Piano braucht – es passt einfach wie die Faust aufs Auge.
Bleibt nur zu hoffen, dass der Abschied „Walk on Through That Door“ eben nur das Album abschließt und nicht eine endlich wieder in die Spurk gekommene Musikerkarriere. Es gibt heut einfach viel zu wenige Soulsänger solcher Güte. Und die jung nachgewachsenen Jünger wie Eli „Paperboy“ Reed oder Mayer Hawthorne können von Alben wie „Faithful Man“ noch eine Menge lernen. That’s Soul. That’s the real deal!