Als europäischen Beitrag zum Retro-Soul könnte man das britisch-holländische Projekt Laura Vane & The Vipertones betrachten. Die aus Brighton stammende Sängerin hat 2008 mit ihren Musikern ihre Ansichten über klassischen Soul und Funk erstmals zu Gehör gebracht.
Die Bläser treiben, Bass und Schlagzeug grooven im Funkrhythmus. Auch Hammondorgel und Frauenchor im Background. Von der Sängerin ganz zu schweigen. Hier wird (mal wieder? nein – für mich gibts davon eigentlich nie genug!) Retro-Soul zelebriert. Steam heißt der Titel, mit dem Laura Vane & The Vipertones in diesem Jahr auf der Szene auftauchten und von der Presse gleich mit Amy Winehouse verglichen wurden.
Laura Vane, Sängerin der britisch-holländischen Gemeinschaftsproduktion stammt aus Brighton, wo sie schon als Kind musikalischer Eltern die Scheu vor dem Mikrofon ablegte. Schon bald war sie für die verschiedensten Projekte (The Streets, Gnarls Barkley, Lewis Taylor) im Studio und auf den Konzertbühnen als Backgroundsängerin gefragt während sie gleichzeitig mit anderen Musikern eigene Projekte anging. Doch trotz einiger Veröffentlichungen fehlte ihrer Karriere noch der entscheidende Kick.
Der kam schließlich übers Internet. Über ihre myspace-Seite bekam sie Kontakt zu holländischen Musikern, die bei den Soul Snatchers und den Jazzinvaders aktiv waren. Und bevor man sich überhaupt jemals getroffen hatte, war schon der erste gemeinsame Gig in den Niederlanden gebucht. Auch ohne große Proben war der Auftritt ein Erfolg und zwei Tage später waren die ersten zwei Songs aufgenommen.
Im August 2009 erschien schließlich das erste Album der Band und wurde von diversen Radiostationen und Zeitschriftenkritikern gefeiert, wenn auch immer mal wieder angemerkt wird, dass hier musikalisch nichts neues passieren würde. Aber was ist im Soul und Funk seit James Brown denn wirklich so wichtiges passiert, dass man ohne es nicht mehr auskommen würde? Was auf jeden Fall von keinem kritisiert werden kann, ist die unwahrscheinliche Musikalität von Band und Sängerin. Laura Vane mag keine Aretha Franklin sein – doch denfast obligatorischen Winehouse-Vergleich kann sie locker wegstecken. Sie hat ihre eigene Stimme, nicht so tragisch und ins Selbstmitleid verliebt wie die geniale Drogensüchtige. Aber voller Kraft und Selbstvertrauen. Also vielleicht eher als Vergleich noch Etta James nehmen, wenn man denn unbedingt einen braucht. Oder auch die Vorreiterin der derzeitigen Szene Sharon Jones.