Wie nennt man eine Mixtur aus britischem Bluesrock der 60/70er Jahre mit Grunge, der mit der Energie von jungen Männern gespielt wird? Alternativ Blues-Rock lautet die Antwort, die ein Marketingexperte für gut heißen würde. Dass eine solche Musik großen Spaß machen kann beweisen Kneeless Moose auf ihrem Debüt „Soultravel“.
Ich kann mich noch ziemlich gut an den Moment erinnern, als ich erstmals Nirvanas Album „Nevermind“ aus meinem Radio dröhnen hörte. Das war endlich mal wieder eine Musik, die weder fließbandproduziert noch mit albernen Metalklischees aufgeplustert worden war. Eine echte Rockband, ehrlich bis über die Schmerzgrenze hinaus. Dass man dann dafür Grunge als Etikett erfinden musste, war mir völlig egal. Und dass mir die ganze Bewegung damals auch sonst ziemlich gleichgültig blieb, das liegt einfach daran, dass für mich keine der anderen Bands diese Direktheit erreichte. Und auch Nirvana selbst war für mich dann erst bei dem gespenstischen MTV-Unplugged-Album wieder wichtig.
Kneeless Moose haben mich bei den ersten Klängen ihres Debüts überdeutlich an diesen Moment erinnert. Denn die drei jungen Männer aus Hannover spielen mit einer ähnlichen Energie – wenn auch ohne diesen verzweifelten Weltschmerz eines Kurt Cobain. Und noch etwas unterscheidet sie natürlich von Nirvana: Eigentlich wären die knielosen Elche tief in ihrem Inneren gerne eine Bluesband, vielleicht so eine Band wie Foghat oder Savoy Brown, die den Wechsel von den 60er Jahren hin zur Härte der 70er musikalisch umsetzten: Blues ja, aber hart, dreckig, laut und schweißtreibend.
Grundlage der Band ist dieser manchmal fast brutale Groove, den Schlagzeuger Ingvar Hornung und Bassist Leon Mache ausbreiten. Hinzu kommt eine Gitarre (Thomas Wisniewski), die manchmal fast zärtlich den Gesang umspielt umd im nächsten Moment loszuschreien.
Natürlich sind Kneeless Moose zuallererst eine Rockband, eine richtig gute sogar. Ihre Mixtur aus klassischen Riffs und grungigen Auflügen funktioniert prächtig. Doch spätestens beim siebenten Song von „Soultravel“ findet sich dann doch noch ein lupenreiner Blues, passenderweise mit „Moose Blues“ betitelt. Und da wird dann auch klar, dass der Blues dann sämtliche Grunge-Anspielungen ganz schnell vertreiben kann. Wie meinte Ana Popvic so richtig: Wenn man den Blues zu sehr verändert, dann ist er ganz schnell nicht mehr Blues. Der britische Bluesrock damals war irgendwann so weit, dass er mit Blues nichts mehr zu tun hatte sondern nur noch harter Rock war. Alternativ-Blues-Rock ist ein Label, was man eigentlich nicht braucht für dieses Album. „Soultravel“ ist eine geile Rockscheibe mit glegentlichen Bluesausflügen. Und Kneeless Moose sind eine Band, die man sich merken sollte.
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