Aus der zweiten, um einen glückhaften Ausgang vermehrten Auflage

Fünftes Kapitel: Verherrlichung des Schweins und permutative Anthropologie des Onkels Salmanassar
Pláudite, pórcellí, porcórum pígra propágo!
Beifall erheisch ich, ihr Ferkel,
der Schweine müßige Nachfahrn!
Johannes Leo Placentius, Pugna Porcorum per Publium Porcium Poetam. Schweinfried Schweins Schröckliche Schweineschlacht (1546)
Selbst aus den Ställen erklang das Gegrunz der Schweine wie ein mit Mühe unterdrückter behaglicher Jubel über die schönen Würste und fetten Schinken, welche die lieben Tiere für den Winterkohl des Jahres mit Selbstgefühl in der Stille heranbildeten.
Wilhelm Raabe, Der Schüdderump
„Vanitas!“ rief mein Onkel, als ich ihm eröffnete, dass ich Schriftsteller werden wollte, „vanitatum vanitas! Ein Jünger des Apoll, ein Musensohn! Ein Schreiberling willst du werden, ein Tintenfex, ein Worteklauber und Poet? Quis leget haec? Wer soll das lesen? Was erwartest du dir? Den Beifall eines Ebers? Den Applaus einer Sau? Das Bravo eines Ferkels?”
Kleinlaut wandte ich ein, wenn ich im Stall auf kein Verständnis stieße, so möchte ich es doch draußen in der Welt erhoffen, und wo das Schwein sich verweigere, werde vielleicht der Mensch sich nicht verschließen.
„Sancta simplicitas!“ versetzte mein Onkel, „Der Mensch! Da bist du an eine bestechende Anschrift geraten. Hast du niemals beobachtet, an welchem Ort der Kulturteil der Zeitung im Hause Diekmannshemke landet?“
Er nahm seine Augengläser ab, um die Linsen zu reinigen, und setzte in milderem Tone hinzu:
„Drei Dinge, mein Sohn, bewegen das Herz des Menschen, und die Kunst befindet sich n i c h t darunter: Das Fressen, der Fußball und das Fritzeln. Hieraus ergibt sich auf dem Wege der Permutation oder Stellenvertauschung ein Halbdutzend möglicher Abfolgen, und zwar primo: Erst Fritzeln, dann Fressen und Fußball; secundo: Erst Fußball und Fressen, dann Fritzeln; tertio: Erst Fritzeln, dann Fußball und Fressen; quarto: Erst Fressen, dann Fritzeln und Fußball; quinto: Erst Fußball, dann Fritzeln und Fressen; sexto: Erst Fressen und Fußball, dann Fritzeln. Ecce gloria mundi: Und das war´s dann.“
Mein Oheim hauchte auf die Linsen, prüfte die Sauberkeit seiner Gläser und setzte befriedigt die Brille wieder auf.
„Bei Licht betrachtet“, fuhr er fort, “wieviel mehr richtet das Schwein aus! Da sind Medaillon und Filet, Lendchen und Nüsschen, Koteletts, Frikadelle und Schnitzel, Speck und Schinken, Gulasch und Potthast, Kassler und Braten, Geschnetzeltes und Gehacktes, Gesottenes und Geselchtes, Geräuchertes und in Essig Gelegtes, Eisbein und Pfötchen, Sülze, Pressack, Aspik und Gelee sowie Wamme, Flomen und Schmalz, ganz zu schweigen von Frankfurtern, Wienerle, Leber-, Kohl- und Sommerwurst, Mettendchen, Wurstebrei, Töttchen und Möppkenbrot: Quid multa? Wozu noch Worte verlieren? Inhabita terram, et pasceris divitiis eius, sagt der Psalmist: Bleibe im Lande, und nähre dich redlich.“
„Was ist F r i t z e l n ?“ fragte ich.
Mein Onkel wurde rot vor Zorn und rief: „Lausejunge! Ich werde dich lehren, was Fritzeln ist!“
Und nur ein tollkühner Sprung zur Seite rettete mich vor dem strafenden Schwung seiner Kinnbacken.
Stimmen aus dem Stall und Kommentare des Kobens
‘n pa dage daovo ha he sejn onkel votellt, he wull dichter wärn. Dat ha us in Mastholte no failt,´n schwejn, dat dichtet. Sick vo de löitens graut daon, dat was, wat he wulle. Usseäine sett inn schwejt von sejn angesichte speck an, un so ´n foulwammes schmäärt de ganze läiwe lange dach verse un dumm töüch un laot de annern sick afschinnen.