Tief verwurzelt in der keltischen Tradition ihrer schottischen Heimat und mit ihren Liedern gleichzeitig in der Gegenwart zwischen Folk, Jazz und Pop: Sängerin Joy Dunlop hat mit ihrem zweiten album „Faileasan“ (Reflections) ein betörend schönes Folkalbum veröffentlicht.

Eigentlich bin ich nicht wirklich in der Lage, dieses Album korrekt zu rezensieren. Denn ich bin des Gälischen überhaupt nicht mächtig. Aber sobald Joy Dunlop zu singen beginnt, dann wird man unwillkürlich in die melancholischen oder verträumten Lieder eingesogen, die die von der schottischen Westküste stammende Sängerin mit lokalen Musikern eingespielt hat. Man glaubt zu versthehen, worin es in den traditionellen Songs geht – und freut sich darüber, dass zumindest für die Songtitel englische Übersetzungen beigefügt wurden im Waschzettel.

Wer bei schottischer Folklore zuerst an militant dröhnende Dudelsackorchester denkt, hat Pech. Klar: Ohne die Bagpipes kommt dieses Album nicht aus. Doch sind sie hier kein Militärintrument zur Einschüchterung der Gegner sondern sie passen sich in ein teils traditionelles teils modernes Instrumentarium als Begleitung ein. Und über all dem – und wenn es drauf ankommt auch ohne alle Begleitung – schwebt das diese klare Stimme, für die Rezensenten gerne mal „engelsgleich“ als Metapher holen und freiwillig ins Phrasenschwein einzahlen. „Faileasan“ ist ein traumhaft schönes Album mit einer Sängerin, die es schaffen könnte, einen Platz neben Rebecca Pidgeon und Sara K einzunehmen in meiner persönlichen Liste der Lieblingssängerinnen außerhalb des Blues.