Weniger ist mehr könnte man als Konzept für John Mayalls jüngstes Livealbum „Three For The Road“ festlegen: Ganz ohne Gitarre war der Meister 2017 unter anderem in Stuttgart und Dresden unterwegs. Dabei wurden die Songs für das Album mitgeschnitten, auf dem sich Mayall vor allem als meisterhafter Pianist und Organist zeigen kann.
Die verschiedenen Versionen von John Mayalls Bluesbreakers hatten immer eines gemeinsam: einen oder mehrere famose Gitarristen. Dabei konnte man leicht vergessen, wie gut Mayall nicht nur an der Bluesharp und als Sänger sondern vor allem auch an den diversen Tasteninstrumenten war und mit 84 Jahren noch immer ist. So war es ein Glücksfall für die geplanten Konzertmitschnitte, dass der langjährige Gitarrist Rocky Athas auf Grund mieser Wetterbedingungen keinen Flieger nach Europa bekam.
Gemeinsam mit Bassist Greg Rzab und Schlagzeuger Jay Davenport hat John Mayall hier hörbar jede Menge Spaß daran, Klassiker aus seinem Programm regelrecht zu zelebrieren. Sein Gesang ist noch immer kraftvoll. Und ob an Klavier oder Orgel: hier rollt der Boogie, swingt der Blues. Und wenn er dann noch gleichzeitig oder abwechselnd die Harp spielt, dann fehlt wirklich nichts mehr zum Glück.
Höhepunkt für mich ist hier „Congo Square“: Davenports Drumgroove trägt die Nummer. Mayalls Piano ist Bluespiano vom Feinsten (ohne sich einfach darauf zu beschränken, den Sound von New Orleans zu wiederholen), Rzab bekommt Platz für ein Solo. Und die Harp krönt diesen unwiderstehlichen Bluesjam immer wieder mit neuen Glanzlichtern. Elf Minuten, die niemals langweilig werden – ganz großes Kino!
Andere Hörtipps sind Curtis Salgados „The Summ of Something“, das wild dahin stampfende „Riding on the L&N“ und „Streamline“ mit großartiger Orgel.
Wer jetzt glaubt, dass Mayall mit fast 85 Jahren kürzer treten würde: Er ist schon wieder dabei, ein neues Studioalbum zu produzieren. Und dafür hat er auch wieder einige Gitarristen eingeladen. Und auch auf Tour ist er weiterhin ausgiebig.