Schon wieder hat Joe Bonamassa ein neues Album vorgelegt. Anders als bei „Black Rock“ steht bei „Driving Towards the Daylight“ endlich der Blues wieder deutlicher im Zentrum. Neben eigenen Songs interpretiert der Gitarrist unter anderem Robert Johnson, Willie Dixon oder Tom Waits.
Die geschätzten Kollegen vom „Rolling Stone“ haben es sich mit ihrem Verriss einfach gemacht. Zweieinhalb Sätze mit mindestens einem Fehler war ihnen Bonamassas neuestes Werk wert. Zwei Sterne vergaben sie und dürfen sich jetzt über wütende Bemerkungen per Kommentar freuen. Dass ich nun wahrhaft nicht der größte Fan des vielgeliebten Gitarristen bin, weiß man ja. Aber seit seiner Zusammenarbeit mit Beth Hart („Don’t Explain“) im letzten Jahr hat er sich bei mir durchaus Respekt verdient. Und auch sein neuestes Werk lohnt zumindest ein aufmerksames Hinhören für echte Bluesfans.
Zu dieser Meinung kann man zumindest schon beim Blick auf die Liste der Lieder kommen. Denn nur vier der 11 Songs stammen von Bonamassa selbst. Daneben finden sich „Stones In My Passway“ von Robert Johnson, „Whoo’s Been Talkin“ (Howlin Wolf) oder das im Original so faszinierende „Lonely Town Lonely Street“ von Bill Withers. Und auch beim Hören macht sich schon beim Opener Erleichterung breit: Bonamassa spielt endlich wieder mal mehr Blues! Und das ist schon eine wirkliche gute Nachricht. Die andere ist: Bonamassa hat endlich mal wieder einen Produzenten dabei, der dafür sorgt, dass der Sound nicht mehr so brutal ist, wie auf seinen letzten Solowerken.
Über den Wert der Interpretationen der Bluesklassiker kann man verschiedener Meinung sein. Ich finde sie ok, das meint: man kann sie gut nebenbei hören und wird nicht durch uninspiriertes Tempogegniedel genervt. Der letzte Biss fehlt mir allerdings, da war seine Gitarrenarbeit hinter Beth Hart für mich wirklich wesentlich überzeugender. Und natürlich kann er sich auf der Scheibe das große und bombastische Rockpathos wieder nicht verkneifen. Und in diesen Songs erinnert er mich fatal an Leute, die zuviel Spinal Tap gesehen haben. Sorry, das ist nicht meine Musik. Wer Lust hat, kann per Mail oder Kommentar gerne eine Contra-Rezension einreichen.