Wo geht es hin nach den phänomenalen Debüt „Dirt On My Tongue“? Dass diese Sängerin in ganz Europa zu den besten Künstlerinnen zwischen Blues, Soul und Pop gehört, stellt sie jetzt mit der EP „Found A Place“ erneut unter Beweis.
 

Oh, diese Stimme! Mal kräftig und kantig, mal melancholisch, dann wieder so voller Emotionen, dass selbst hartgesottene Kritiker Schwierigkeiten haben, ihre Coolness zu bewahren: In ganz reduzierten Arrangements (vor allem mit dem tollen Piano von Mark Edwards) hat Jo Harman fünf Lieder eingespielt, die ihre Stimme in allen Nuancen immer in den Mittelpunkt setzen. Balladen wie der Titelsong bringen zum Piano noch ganz dezente Streicher hinzu, um die gleichzeitig starke und zerbrechlich wirkende Stimme zu kontrastieren. Ein Stück wie Cat Stevens‘ „Father and Son“ baut seine Spannung von Takt zu Takt fast unmerklich auf – vom resignativen Beginn bis hin zur Ermutigung des Endes. Und Michael McDonalds „I Can Let Go Now“ ist schlicht und einfach umwerfend und großartig.

In der Luxus-Ausgabe dieser EP wird noch ein Livemitschnitt aus Brighton mitgeliefert: Acht Songs, neben Stücken der EP finden sich hier unter anderem noch Harmans Interpretationen von Dylans „Forever Young“ und eine großartige Fassung des Spirituals „Oh Freedom“. Und spätestens bei „Through The Night“ kann Harmans tolle Band dann auch so richtig Gas geben.

Welchen Platz hat Jo Harman gefunden? Wo geht es jetzt musikalisch hin? Die engstirnigen Bluesfans werden die musikalische Vielseitigkeit von Jo Harman vielleicht nicht begrüßen. Für alle anderen ist klar: Ob Soul, Jazz, Pop oder Blues: Jo Harman singt all das mit einer Leidenschaft und Reife, dass man eigentlich alles von ihr voller Vorfreude erwarten kann.