Portland und Memphis sind die geographischen Koordinaten für die Musik von Songwriter Jeff Jensen. „Road Worn And Ragged“ ist bereits das dritte Album des aus Portland stammenden Musikers mit seiner Band. Eingespielt hat er das Werk in den Ardent Studios in Memphis.

Geschichten die das Leben schreibt, könnte man die Lieder von Jensen überschreiben: Absurd, herzzerreißend, melancholisch kommen die kleinen Stories daher. Schon „Brunette Woman“, mit der das Album beginnt, ist so ein Kleinod: Eine scheinbar perfekte Liebe wird da geschildert. Alles ist völlig in Ordnung, bis der Priester vor dem Alltag die entscheidenden Worte sagt: Jetzt seid Ihr eins! Ab da beginn der Herzschmerz als Vollzeitbeschäftigung. – Musikalisch ist das ein wunderschöner Südstaatenboogie mit einem Gitarrensolo vom Allerfeinsten.

„Good bye Portland“, dass Jensen gemeinsam mit Rav. Billy C. Wirtz schrieb, ist einerseits eine Autobiographie im Ragtime-Stil. Aber durch die Einfügung von Zitaten aus diversen Songs etwa von Ray Charles entsteht gleichzeitig auch eine musikalische Lebensbeschreibung. Und das ist absolut hörenswert – bestimmt einer der besten Songs des Jahres 2013. Und „The River Runs Dry“ ist einfach eine wundervolle Ballade für für manche das eigentliche Zentrum des Albums.

Selbst wenn Jensen Bluesklassiker interpretiert, dann passt er sie in seine eigene musikalische Welt ein, in deren Zentrum der Blues und Soul aus Memphis steht: „Little Red Rooster“ wird zum Jump Blues, „Gee Baby Ain‘t I Good To You“ wird von einem Jazz-Schmachtfetzen zu einer melancholischen Bluesballade. Und „Heart Attack And Vine“ von Tom Waits muss gar keine so großen Änderungen über sich ergehen lassen: Diese Grantelei für mitternächtliche Ausflüge in die Nähe des Friedhofs scheint auch so schon passend zu sein für die Welt des Jeff Jensen.

Begleitet wird Jensen einerseits von seiner jahrelang eingespielten Band mit Bill Ruffino – b, James Cunningham – dr, Chris Stephenson – p,org und dem großartigen Harpspieler Brandon Santini. Als Gast kann man unter anderem auch noch den wundervollen Pianisten Victor Wainwright hören.

Jeff Jensen ist ein großartiger Songschreiber und ein ebensolcher Bandleader. Nach „Road Worn And Ragged“ werde ich jetzt nicht umhin können, mir auch seine früheren Alben anzuhören.