Es ist immer wieder eine müßige Frage, ob Beats aus dem Computer einen realen Jazz-Groove ersetzen können. Zumindest zeitweise funktioniert das auf dem Debütalbum der Berliner Jazzanova. Herausgekommen ist ein ruhiger Dancefloor-Jazz für die House-Generation.
Erst durch den Club des Belugas bin ich in den letzten Monaten aufmerksam geworden auf die jazzähnlichen Dancefloorproduktionen der letzten Jahre. Doch nur selten hat mich hier ein Album (mal wieder außer den Machern des Weißwalclubs) überzeugen können. Zu viel Electronic, zu viel gepflegte Langeweile – und kaum Jazz konnte ich da hören.
Angenehm überrascht war ich daher (klar, ich renne hier den Trends Jahre zu spät hinterher) über das Album „In Between“ des Berliner DJ-Kollektivs Jazzanova: Ruhig pulsierende Grooves (nur selten so entspannt, dass sie für den Fahrstuhl taugen würden), die Electronik unauffällig in den Dienst der Songs gestellt und besonders angenehm für mich: äußerst angenehm zu hörende Sängerinnen und Sänger. Man merkt, dass hier Meister am Werke waren, die der korrekten Meinung sind, auch ein Dance-Album müsse zuerst mal aus Songs bestehen, die auch jenseits der Tanzfläche funktionieren können. Und so wurden Stücke produziert, die locker und entspannt und vor allem spielerisch-unverkrampft das Erbe des Smooth-Jazz mit den Tricks der House-Generation vereinen.
Dabei ist ihre Musik authentisch und funktioniert „ebenso auf dem Montreux Jazz Festival wie auch im illegalen Kellerclub des Cousins deiner Freundin“, schrieb WaS-Kulturredakteur Cornelius Tittel. Wo andere Produzenten acht Pseudonyme haben, mit denen sie jeweils in dieselbe stilistische Kerbe hauen, bringen die sechs Berliner immer als „Jazzanova“ einen achtbaren, außerweltlichen, unberechenbaren Stilmix heraus.
„Unsere Musik kann die Leute mit auf eine Reise nehmen“, sagt Alexander Barck. „Wenn wir es schaffen, sie damit zu faszinieren, wenn wir Menschen, die, sagen wir, brasilianische Musik nicht mögen (oder das zumindest dachten) dazu kriegen, zu einem Brasil-Track zu tanzen, wenn die sagen: ’noch nie gehört, aber Wahnsinn, ist jetzt meine Lieblingsmusik‘ – das sind die schönen Momente in einer Produktion oder in einem DJ-Set.“