„Jazz meets Soul“ war das Motto des Konzertes von Soulsängerin LaGaylia Frazier und dem Jan Lundgren Trio im Greifswalder Theater. Neben soulgewaltigen Jazzballaden boten die vier Musiker auch rockende Jazz-Lesarten von Soul-Klassikern.
„Does humor belongs in music?“ hatte Frank Zappa eimal gefragt. Und gerade bei zeitgenössischen Jazzmusikern muss man diese Frage eigentlich viel zu häufig neu stellen. Denn oft scheint ihnen jeglicher Humor im Zuge ihrer hochintellektuellen Kompositionen und Improvisationen verloren zu gehen. Zum Glück trifft das nicht auf alle Vertreter ihrer Art zu.
Schon von den ersten Noten ihres Konzertes im Greifswalder Theater machten Sängerin LaGaylia, Pianist Jan Lundgren, Drummer Zoltan Csörsz jr und der als Special Guest angekündigte Bassist Lars Danielsson deutlich, dass sie Spaß haben wollen und solchen auch den rund 300 Besuchern vermitteln konnten. Denn wenn man den eleganten, immer leicht melancholischen Pianostil von Lundgren mit einer Powerfrau wie LaGaylia kombiniert, dann kann das entweder kläglich scheitern oder aber es ergibt eine hochexplosive Mischung. Und so kann man auch verstehen, dass Lundgren eine Zusammenarbeit mit der Soul- und Funkdiva davon abhängig gemacht hat, dass sie auf der Bühne darauf verzichtet, ständig in höchster Lautstärke zu agieren.
So ergaben sich gerade aus den im Duo zwischen beiden vorgetragenen Balladen die spannendsten Ergebnisse: Meist rezuziert, immer elegant perlen die Klavierlinien Lundgrens. Nur selten ergeht er sich in romantisch-bombastischen Stil. Und die Stimme der Sängerin pendelt nahtlos zwischen einem bluesgetränkten Alt voller Trauer und strahlenden Klängen. Nur selten geht sie dabei ihrem Drang zu theatralischem Bühnenauftritten nach. Dies hebt sie sich für die härteren, temporeich interpretierten Versionen etwa von „Chain of Fools“ oder „What’s Goin‘ On“ auf. Hier hält es LaGaylia nicht auf dem Platz. Sie tänzelt zwischen ihren drei Begleitern hin und her und versucht sie, immer weiter aufzustacheln. Gerade der Bassist steigt darauf schnell ein. Und nach der Konzertpause taut auch Zoltan Csösz sicht- und hörbar auf und reagiert auf die Anregungen der Soul-Diva. Hierbei entsteht eine Fusion aus Jazz und Soul, wie sie so nur selten zu hören ist: In den Begleitungen des Gesanges sind die Stücke eindeutig dem Modern Jazz zuzurechnen. Doch der rhythmische und demonstrativ nach außen dargestellte Gesang erheben die Interpretationen zu Soul-Predigten der Extraklasse.
Als dann bei der letzten Zugabe LaGaylia und das Jan Lundgren Trio die eigentlich melancholische „One Note Samba“ in einem irwitzigen Tempo zur rockenden Soul-Nummer umfunktionierten, waren auch die letzten Besucher davon überzeugt, einem Höhepunkt des diesjährigen „Nordischen Klang“ in Greifswald erlebt zu haben.