Den Sound seiner Bigband in den 40er Jahren nannte man schlicht „Kansas City Sound“. Und es ist unweigerlich, dass man den Pianisten, Sänger und Bandleader Jay McShann zuerst mit dieser Band in Verbindung bringt. Denn hier spielte (damals noch ein Teenager), Charlie Parker seine ersten Aufnahmen ein.

Das Schicksal kann manchmal eine sehr eigenwillige Dame sein. Denn wie ist es sonst zu verstehen, dass man bei der Erwähnung von Jay McShann zuerst mit  [[Charlie Parker]] konfrontiert wird? Dabei geht die Bedeutung von Jay McShann doch weit darüber hinaus, dass er Parker als Saxophonisten in seiner Bigband beschäftigte. Als Pianist gehört er zu den wichtigsten Vertretern der zweiten Generation des Boogie Woogie mit [[Albert Ammons]] oder Meade Lux Lewis. Und sein Orchester blieb – als man in New York den Swing immer weiter von seinen schwarzen Wurzeln entfremdete, immer dem Blues verhaftet, so dass man diese Art von Jazz gleich als „Kansas City Style“ etikettierte.

Geboren wurde Jay McShann (so die von den meisten vertretene Angabe) am 12. Januar 1916 als James Columbus McShann in Muskogee, Oklahoma. Das Klavierspiel brachte er sich selbst bei, vor allem durch das Hören von Radiosendungen mit dem Pianisten Earl Hines. 1931 begann er schließlich sein Leben als Profimusiker, zuerst in Tulsa aber auch im benachbarten Staat Arkansas.

1936 zog er nach Kansas City, wo er zunächst in verschiedenen Bands spielte, ehe er schließlich seine eigene Bigband gründete, zu der von 1937-1941 Parker gehörte. Aber auch die Sänger Al Hibbler und Walter Brown und zahllose bekannte Jazzmusiker wirkten zeitweise in dem Orchester.

1944 löste sich die Band auf, als McShann zur Armee musste. Und nach seiner Entlassung war die Zeit der großen Bigbands vorbei. So zog er nach Kalifornien, wo er unter anderem mit dem jungen Jimmy Witherspoon einige Hits hatte. Doch schließlich geriet McShann für einige Jahre in Vergessenheit und trat eigentlich nur noch in Kansas City auf, wohin er wieder gezogen war.

Erst 1969 wurde er „wiederentdeckt“ und war für die nächsten Jahrzehnte eigentlich unermüdlich im Studio und auf den Bühnen zu erleben. Damals war ein neuerwachtes Interesse am Kansas-City-Jazz die Ursache. Und endlich wurde McShann auch zu Konzerten nach Europa eingeladen. Bis kurz vor seinem Tod nahm er regelmäßig Platten für die unterschiedlichsten Label auf. Und er wirkte 2003 auch in Clint Eastwoods Film über den „Piano Blues“ mit, den der Schauspieler und Regisseur für Martin Scorseses Filmreihe über den Blues inszenierte. am 7. Dezember 2006 starb Jay McShann in Kansas City.