Nachdem 2017 Janiva Magness mit ihrer EP „Blue Again“ einen Gruß an die Fans mit Klassikern aus Blues und Soul abgeschickt hatte, kommt jetzt das neue Album mit eigenen Songs der Sängerin und Songwriterin. Dabei setzt „Love is An Army“ thematisch ihr Grammy-nominiertes Album „Love Wins Again“ fort. Musikalisch zieht sie dabei die Grenzen noch weiter und so fühlen sich manche Kritiker schon verpflichtet, ein Genre namens „Americana Soul“ zu erfinden.

Die Granate auf dem Cover ist ein erster Hinweis darauf: Auf „Love Is An Army“ geht es nicht nur um persönliche Beziehungen sondern auch um Protest und Politik. Janiva Magness und Produzent/Gitarrist Dave Darlings haben Songs geschrieben, die gegen die alltägliche Gewalt ebenso die Liebe als Lösung präsentieren wie als Heilmittel für persönliche Probleme. Das allerdings nicht als weltfremde Hippies, sondern als aufmerksame Beobachter des Zeitgeschehens. Letztlich kann etwa gegen die ausufernde Waffengewalt nur mit Deeskalation etwas ausgerichtet werden. Auch wenn man sich damit noch angreifbarer macht, wenn man nur „Love To A Gunfight“ mitbringt und damit noch weniger als das sprichwörtliche Messer. „Tell Me“ ist Aufruf, sich einzumischen und nicht stumm zu bleiben, wenn es darauf ankommt, für das einzustehen, was einem wichtig ist. „Hammer“ fordert dazu auf, gegen alle Chancen so lange sich zu rühren, bis man endlich erreicht hat, was man sich als Ziel gesetzt hat.

Klar gibt es auch wieder Lieder über persönliche Beziehungen. Liebe ist für Magness die Armee gegen die Traurigkeit als Feind. Wenn Beziehungen scheitern, dann ist der Blues die leider allzubekannte Zuflucht des Verlassenen.

Musikalisch findet sich auf „Love Is An Army“ vom klassischen Memphis Soul über Gospelanklänge bis hin zum Country so ziemlich alles, was amerikanische Popmusik ausmacht. Magness zeigt sich als Soulsängerin, als Predigerin und natürlich als kraftvolle Bluesqueen in der Nachfolge von Koko Taylor und anderen.
Begleitet wird sie auf dem Album von Produzent Dave Darling an der Gitarre, Davey Faragher (b), Stephen Hodges (dr), Phil Parlapiano (p), Arlan Schierbaum (keyb), Doug Livingston (pedal steel, Dobro). Hinzu kommt ein Backgroundchor und wo nötig eine Hornsection. Gastauftritte haben etwa Charlie Musselwhite (mharm) in „Hammer“, Cedric Burnside („Home“), Delbert McClinton („What Could I Do“) oder Rusty Young (pedal steele bei „On and On“).

Genau so muss zeitgenössischer Blues sein: Songs, die sich dem Zeitgeschehen widmen ohne in Populismus zu verfallen verbunden mit musikalischer Meisterschaft und persönlichem Engagement. Janiva Magness hat mit „Love Is An Army“ ein absolut großartiges und überzeugendes Album veröffentlicht. Für mich ein Kandidat fürs „Album des Jahres 2018“.