Die Soundlandschaften, die Brian Wilson für Alben wie „Pet Sounds“ oder noch extremer „Smile“ erfunden hat, inspirieren noch heute immer wieder zu neuer Musik. Wie etwa die kalifornische Band Jail Weddings. Die Musik ihres Debüts „Love Is Lawless“ beschreiben sie mit „Death Doo-Wop“. Aber eigentlich spielen sie eine düstere Mischung aus dem Pop Wilsons und der Theatralik eines Scott Walker.
Können auch erwachsene Menschen noch immer die Teenage-Romantik des Pops der 60er Jahre nachfühlen? Können sie sogar eigene glaubwürdige (das meint: erwachsene) Lieder schreiben, die von diesem Geist getränkt sind? Wenn man sich die Jail Weddings anhört, beginnt man das zu glauben. Ihr typisch kalifornischer „Wall of Sound“-Pop ist an keiner Stelle kindisch. Er ist romantisch. Aber er ist von den Erfahrungen des Verlustes verdüstert, die man zwischen der Schulzeit und dem mittleren Lebensalter erleben musste.
Daher hängt der Himmel in ihrer Musik nicht mehr voller Geigen. Und die Hymnen klingen nicht mehr traumverlorer-verliebt wie bei den Beach Boys. Eher fühlt man sich zeitweise an die Mörderballaden von Nick Cave erinnert. Oder an die Theatralik von Scott Walkers Soloalben, ehe er mit Tilt komplett den Rückzug aus der Popmusik angetreten hatte. Und so wird die von Sänger Gabriel Hart (der früher bei der Punktruppe The Starvations war) angeführte zehn-Mann-Kapelle auch schon mal als Shangri-Las geleitet von Nick Cave bezeichnet. Aber manchmal torkelt die Musik auch in fast Free-Jazz-ähnliche Konfusion, bevor sie dann fast explodiert.
Mit „Love Is Lawless“ haben sie jetzt ihr Debütalbum veröffentlicht. Voraus gingen in den letzten Jahren zwei Singles und die EP Inconvenient Dreams, die bei der Kritik sofort hoch gelobt wurden.