Mit einem Album voller Blues, Jazz und Funk hatte sich Ike Turner 2007 von der Musikwelt verabschiedet. Und er schreckte auf Risin With The Blues nicht davor zurück, sich selbst und sein Leben auf die Schippe zu nehmen.
Fast wäre er als das Arschloch schlechthin in die Geschichte der Rockmusik eingegangen. Denn [[Ike Turner]] (1931-2007) ist für viele lediglich der Exmann von Tina und damit ein Vergewaltiger, Drogensüchtiger und Frauenverprügler. Zum Glück gibt es sein letztes Studioalbum "Risin' with the Blues" (2006 erschienen), was in Erinnerung ruft, dass dieser Mensch so viel mehr war. Das mit einem Grammy als bestes traditionelles Blues-Album ausgezeichnete Werk ist eine bunte Mixtur aus Blues, Rhythm & Blues, Jazz, Soul, Funk und Rock 'n' Roll.
Dabei ist Turner, der in den Frühzeiten seiner Karriere eigentlich nur ungern selbst sang, als erstaunlich wandlungsfähiger Sänger zu erleben. Schon durch funkige Eröffnungsstück "Gimme Back My Wig" röhrt und knödelt er sich hindurch, dass man sich an Dr. John in frühen Jahren oder an Joe Cocker mit Musikgeschmack (sprich: vor Jahrzehnten) erinnert fühlt. Doch auch langsamere Stücke wie Fats Dominos "Goin' Home Tomorrow" singt er unwahrscheinlich beeindruckend.
Bei der Liedauswahl schreckt er auch nicht davor zurück, sich selbst und sein Leben ein wenig auf die Schippe zu nehmen. So wandelt er Eddie Boyds "Five Long Years" als "Eighteen Long Years" in ein Lied über die 18jährige Ehe mit Tina um. Und mit "Jesus Loves Me" fasst er die Summe seines doch verkorksten Lebens auf richtige Weise zusammen. "Hey, wer sagte, dass große Gospelsänger nicht verrückt und gestört sein dürfen", meint der Rezensent auf www.allmusic.com. Recht hat er. Amen dazu. Und Platte kaufen!