Es gibt Musiker, deren Bedeutung liegt weniger in den Aufnahmen, die sie hinterlassen sondern in ihrem Engagement und ihren Live-Auftritten. Dazu gehört sicherlich auch Günter „Holly“ Holwas, der am 11. Mai 2014 in Bayern verstorben ist. Als Mitbegründer der Berliner Bluesmessen gehört der Sänger und Gitarrist zu den wichtigsten Figuren in der Bluesgeschichte der DDR. 

Der 1950 als Sohn eines Berufsmusikers geborene Holly hatte sich das Gitarrenspiel autodidaktisch beigebracht. Als Vorbilder zählte er Muddy Waters ebenso wie B.B. King und John Lee Hooker. Aber eigentlich hatte er als Kind nie in die Fußspuren seines Vaters treten wollen. 

Vom wem die Idee stammte, ob vom Musiker oder vom Pfarrer, ist letztlich egal. Günter Holwas hatte 1979 nach der Zeit als Bausoldat seine erste Bluesband gegründet und suchte nach Auftrittsmöglichkeiten. Und beim damaligen Jugendpfarrer Rainer Eppelmann stieß er damit auf offene Ohren. Schon bei der ersten „Blues-Messe“ in Berlin, kammen einige Hundert Jugendliche und erlebten nicht nur Bluesmusik sondern auch eine Predigt. Bis 1986 die Kirche diesen immer mehr zum Versammlungsort Oppositioneller in der DDR gewordenen Gottesdienst auslaufen lies, waren die Besucherzahlen zeitweilig auf mehrere Tausend gestiegen. Die Staatssicherheit hatte sich schon von Anfang an auf diese Veranstaltung eingeschossen. Ähnlich wie Eppelmann wurde auch Holwas zur Zielfigur der Zersetzung. 

1981 bekam er Auftrittsverbot und stellte einen Ausreiseantrag. Über Westberlin zog es den bekennenden Hippie nach Kanada. Und auch dort dauerte es längere Zeit, ehe er wieder zu musizieren begann. Dann allerdings gehörte zu eine Zeitlang zur Downchild Blues Band, spielte mit Ronnie Hawks und im Studio mit Otis Rush und Carey Bell. Schließlich gründete er Hollys Bluescorp und trat mit der Band unter anderem im Vorprogramm von Jeff Healey auf.

1998 holten ihn seine Kinder nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch zurück nach Berlin. Und ab 2005 trat er – unter anderem bei Gedenkverstaltungen für die Bluesmessen – mit verschiedenen Bands wieder auf. Vermutlich das letzte Konzert war 2009.